Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Am 23., Sonntag, wußte man schon, daß die russische Kavalleriedivision im Gefecht bei 23.8. 
Turyuka zurückgeworfen worden war. Man konnte somit in Ruhe eine Feldmesse mit Musik 
abhalten, wozu von jeder Kompagnie ein Zug ausrückte. Anschließend war Platzmusik, ein Teil 
der Musik spielte auf Bitte eines Gutsbesitzers nachmittags zum Tanze auf, was den größten 
Teil der Weiblichkeit des Ortes anlockte und den Rainern Gelegenheit gab, sich als Tänzer zu 
betätigen. Doch war dies nicht für alle ein Rast- und Iubeltag. So mußte beispielsweise das 
IV. Bataillon von 8 bis y2l\Ahr vormittags Gefechtsmomente üben, anschließend war eine 
Offiziersversammlung, in der über die Kampfweise des Feindes Schule gehalten wurde. Die 
Unterschätzung der Russen, denen man die Fähigkeit zum Angriff absprach, sollte vielleicht den 
eigenen Kampfeseifer stärken, schloß aber die Gefahr peinlicher Überraschungen in sich, wenn 
man sich gar so sehr darauf verließ. 
Mittlerweile hatte das Armeeoberkommando am 22. den Angriffsbefehl für die 1. und 4. 
Armee gegen Lublin und Cholm ausgegeben. Die 3. Armee sollte sich bis 25. im Räume Ma- 
gierow—Zolkiew—Kulikow — östlich Lemberg — bereitstellen, um Borstöße in die rechte Flanke 
und in den Rücken der Hauptkräfte abwehren oder der 4. Armee rechts rückwärts gestaffelt 
gegen Norden folgen zu können. In Borbereitung der Verschiebung der 3. 3D nach Zolkiew 
rückte schon am 23. das Infanterieregiment Nr. 28 nach Mokrotyn vor. Am Abend ergingen 
die Befehle für den Marsch des Gros der Division. 
Schwanken zwischen zwei Angriffsrichtungen 
(24. bis 27. August) 
Am 24., 7 Uhr früh, verließ das Regiment samt einem Ulanenzug und einem Hilfsplatz- 24.8. 
wagen unter Führung des GM. v. Schneider Rudno und marschierte bei schönem Wetter, aber 
auf elenden, versumpften Nebenwegen, wobei die Kolonne ein beträchtliches Stück irreging, mit 
dem I. Bataillon und dem Stab nach Polany, mit dem Gros bis Rokitno, zwei dürftigen Ort¬ 
schaften, wo nur schwer Unterkunft gesunden wurde. Unterwegs wurden ziemlich viele flüch¬ 
tende Landesbewohner getroffen. 
3m Laufe des Tages war eine große russische Kolonne aus nordöstlicher Richtung gegen 
Kamionka—Strumilowa vorgerückt, auch von Brody her marschierte starker Feind gegen Lem¬ 
berg. Tarnopol war stark bedroht, immerhin schien der russische Borstoß gegen Lemberg ein 
ziemlich vereinzeltes Unternehmen zu sein, was zum Entschluß reizte, über diese feindliche Gruppe 
herzufallen. Dieser Entschluß des 3. Armeekommandos fand die Billigung des Armeeoberkom¬ 
mandos, das sich jedoch die Verwendung des XIV. Korps vorbehielt, weil dessen Eingreifen in 
die Kämpfe der 4. Armee erwünscht war. 
Der Entschluß des 3. Armeekommandos und das Bordringen des Feindes gegen Kami¬ 
onka—Strumilowa blieben nicht ohne Einfluß auf die 3. Infanteriedivision. Nach der ursprüng¬ 
lichen Disposition für den 25. sollte das Infanterieregiment Nr. 59 um 7 Uhr früh aufbrechen, 
um in den Raum nordwestlich Zolkiew zu gelangen. 3n der Nacht kam jedoch die Abänderung, 
wonach schon um 4 Uhr früh aufgebrochen und bei Mokrotyn östlich gegen Macoszyn abge- 23.8. 
bogen werden sollte. Also gab es wieder einmal einen Alarm. Das II. Bataillon als Borhut 
voraussendend, ging es in den schönen Morgen hinein, bald meldete sich die Tageshitze, Staub 
hüllte die Kolonne ein, die sich gegen %9 Uhr vormittags bei Macoszyn, gesichert durch das 
III. Bataillon, bereitstellte. Alles deutete auf einen baldigen Kampf, der als Lösung der nun seit 
Wochen herrschenden Spannung freudig erwartet wurde. Untätig lag man auf einem Ackerfeld, 
die Stunden verstrichen. Nachmittags zogen die I4er von Zolkiew gegen Dzibulki, die neben 
den 59ern stehende Gebirgsbatterie schloß sich ihnen an, das Regiment wurde angewiesen, sich 
sowohl zum Marsche ebendahin wie zur Unterstützung der 28er in Zolkiew bereitzuhalten. Nach 
Dzibulki marschierten auch die 2er-Kaiserjäger, als sie bei Kulikow durch das Anrücken der
	        
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