Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Mjr. Schad erkannte, daß der Schlüssel zur Eroberung der Bildstock-Höhe in der 
russischen Stellung am Waldrande nördlich Höhe 380 lag. Dort mußte der Feind geworfen 
werden, um dann rechts einschwenkend die übrige Front bis zur Bildstock-Höhe aufrollen zu 
können. Er vereinbarte mit dem das nächste Kaiserjägerbataillon befehligenden Mjr. v. Cor- 
dier, aus der 1. Kompagnie und einer der Kaiserjäger sowie den Maschinengewehren beider 
Bataillone eine Feuerstaffel zu bilden, um als Beginn des Angriffes überfallsartig den Teil 
der feindlichen Front nördlich Höhe 380 mit Geschossen zu überschütten. Auch die Artillerie 
war zur Mitwirkung aufzufordern. Sobald sich Zeichen der Erschütterung zeigten, sollten die 
2. und 4. Kompagnie, die Tornister und Rucksäcke ablegen durften, zum Sturm vorbrechen. 
Das II. Bataillon erhielt den Auftrag, zunächst den Angriff des I. mit Feuer zu unterstützen 
und sich nach erfolgtem Durchbruch dieses Bataillons dem Angriff auf die Bildstock-Höhe 
anzuschließen. War diese genommen, so sollte sich die ganze Gruppe dort sammeln, die Ver¬ 
bände ordnen und erst dann die weitere Borrückung fortsetzen. 
Ermutigend war, daß beim Regimentskommando um ^4 Uhr die Mitteilung eintraf, 
die 106. Division habe schon um 2 Uhr nachmittags große Kolonnen der Russen im Rückzug 
beobachtet. So durfte man hoffen, beim bevorstehenden schweren Kampf nicht auf die wieder¬ 
holt angekündigten feindlichen Verstärkungen zu stoßen. Bald darauf kam das Aviso der 
westlichen Nachbargruppe, daß sie um y25Uhr angreifen werde. Mjr. Schad und Mjr. Mildner 
wurden hievon verständigt. 
Programmgemäß vollzog sich beim I. Bataillon die Feuervorbereitung bis %6 Uhr abends. 
Mjr. Schad mußte die Artillerie zweimal auffordern, ihr Feuer auf den Waldrand zu ver¬ 
legen und es nicht allein auf die Bildstock-Höhe zu konzentrieren. Anscheinend schoß sie dann 
vorwiegend auf die Front vor den Kaiserjägern, weil dort der Feind zu weichen begann. Auch 
die Maschinengewehre und das Feuer der 1. Kompagnie wirkten sehr gut, reihenweise fand 
man später die toten Russen am Waldrand nördlich bei Höhe 380 liegen, doch traf der Sturm 
stellenweise noch immer auf hartnäckigen Widerstand, der in Bajonettkämpfen gebrochen wer¬ 
den mußte. Lt. Ratfay hatte während der Feuervorbereitung die 2. mit Ausnützung einer 
Rachel mehr gegen Osten verschoben, weshalb auch Lt. Wenzel Kovarik mit der 1. in der 
Lücke zwischen beiden Sturmkompagnien den Sturm mitmachte. Einem Teil von ihr fiel die 
Überwindung eines mit zwei Maschinengewehren bestückten Stützpunktes am Bruchpunkt der 
feindlichen Front hinter Kote 380 zu. Eine Relation über den Zgss. Karl Hermentin der 1. 
berichtet: 
„Zwischen der eigenen und der feindlichen Stellung war eine tiefe Mulde, die nirgends 
gute Deckung bot. Auf der Höhe ihres jenseitigen Hanges, an einem Waldrand gut ein¬ 
gegraben, lagen die Russen und überschütteten unsere Stellungen und das Angriffsgelände 
mit ihrem gewohnten heftigen Feuer. Unsere hatten schon bei Beginn des Angriffes Verluste." 
KdtAsp. Arbter ergänzt dies durch die Angabe: „Die Artillerie und die Maschinengewehre 
machten noch einen letzten Feuerüberfall und ich ging zu beiden Seiten eines Hauses vor, um 
eine Schützenlinie der Kaiserjäger zu verdichten. Bei diesem Borgehen über holprige Kartoffel¬ 
äcker kam ich mit meinem Zuge in die Garbe eines Maschinengewehres und hatte sofort 
empfindliche Berlufte. Die Kaiserjäger lagen in seichten Schützengräben, die feindlichen 
Geschütze und Maschinengewehre waren dorthin ziemlich gut eingeschossen, so daß ein längeres 
Berweilen die Verluste nur erhöht hätte. So ging ich in kurzen Sprüngen vorwärts und wir 
blieben immer nur so lange liegen, um Atem zu schöpfen und wieder Kraft zum nächsten Bor¬ 
eilen zu sammeln. Als wir etwa 80 Schritte vor der feindlichen Stellung lagen, bekamen wir 
außer sehr empfindlichem Flankenfeuer noch sehr nieder tempierte Schrapnells und Kartätschen, 
die aber ziemlich wirkungslos blieben. Es gelang uns nach einigen Sprüngen vorwärts die 
feindliche Stellung tatsächlich zu erstürmen." 
Dies waren die Erlebnisse des linken Flügelzuges. Zgsf. Hermentin ging direkt gegen 
den Stützpunkt vor. In ungestümem Borwärtsdrange riß er seinen Zug trotz dem im deckungs¬ 
losen Gelände sehr wirksamen feindlichen Feuer in raschen Sprüngen vor und war schon auf 
263
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.