Erst um i/23 Ahr nachmittags klärte sich durch die Patrouillen der 9. und 10. auf, daß
die Meldung von der Zersprengung des Landsturmes falsch war, daß dieser vielmehr noch
immer in der russischen Hauptstellung stand. Angesichts der sich auf das Zuckerhütl legenden
schweren Beschießung war an die Führung des Gegenangriffes nicht zu denken. So wurde
vorläufig die Sammlung des III. Bataillons Kaiserjäger bei der Kompagnie ihres II. im
Sattel und 'die Besetzung der Stellung links desselben durch diese Gruppe angeordnet. Das
III. Bataillon Rainer hatte den Rücken rechts vom Sattel zu besetzen und im Berein mit
einer Maschinengewehrabteilung der Kaiserjäger und einer Kanonenbatterie die Besatzung
des Zuckerhütls derart niederzuhalten, daß dieser Feind seine Flankenstellung gegenüber den
noch immer weit vorne verbliebenen Kaiserjägern des IV. und I. Bataillons nicht ausnützen
könne. Das IV. Bataillon 59er sammelte sich als Brigadereserve hinter dem III. Bataillon
Kaiserjäger.
Gegen 6 Uhr nachmittags waren diese Anordnungen durchgeführt. Als Lt. Messer¬
klinger mit den letzten der 14. eingerückt war, ergab die Zählung, daß recht viele der tapferen
Kämpfer fehlten, darunter auch Fhnr. Höplinger. Tatsächlich war er mit seinem Zuge der 13.
und Leuten, die er um sich gesammelt hatte, am Waldrande unterhalb des Zuckerhütls liegen
geblieben, um die Flanke
der Kaiserjäger nicht preis¬
zugeben. Ins. Josef Simon
blieb mit einem Kameraden
gar in einer Deckung am
Abhang liegen und brachte
mehrere Berwundete in
seinen halbwegs geschützten
Zufluchtsort, bis er bei sei¬
nem Samariterwerk selbst
eine Wunde davontrug.
Bon diesen Borgän¬
gen hatte man beim Ba¬
taillon keine Ahnung, weil
angesichts der heftigen artil¬
leristischen Beschießung des
Zuckerhütls, die auch in der
Nacht nicht aussetzte, die
Borkreibung von AusKlä-
rungspatrouillen um so mehr
unterlassen wurde, als Lt. Wilender eine sehr gute Meldung über Kräfteverteilung der Russen
in der Stellung gebracht hatte. Mjr. Mildner begnügte sich mit der Borschiebung eines
Zuges der 12. unter Kdt. Rozmystowski zur Absperrung des vorliegenden Tales in der weiten
Lücke zwischen dem Bataillon und dem 32er-Landsturm in der russischen Hauptstellung bei
Einbruch der Dunkelheit. Wirklich hatte sich eine russische Patrouille durchzuschleichen ver¬
standen, die sich in einem Hause verbarg und zeitweise Schüsse gegen die 19. abgab, die
mit je zwei Zügen gestaffelt den rechten Flügel des Bataillons bildete. Das Aufblitzen
der Schüsse lockte zwei patrouillierende Leute des Zuges Rozmystowski, Ins. Zosef Rein-
grub er und Franz Rodleitner. Sie schlichen sich an das Haus heran und schössen durch ein
Fenster überraschend hinein, was die neun Russen derart aus der Fassung brachte, daß sie
sich gefangen gaben.
Der Kampftag hatte dem Kaiserjägerregiment 23 Offiziere und rund 699 Mann gekostet.
Bis 7 Ahr abends waren vom Hilfsplatz auf dem Wal 329 Berwundete abgeschoben worden,
49 lagen noch dort, überdies fanden sich unaufhörlich neue ein. Das III. Bataillon Rainer
hatte nur einen Verwundeten, das IV. litt dagegen schwer:
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Am „Zuckerhütl"