Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

schien, doch sein heldenmütiges Beispiel überwand auch diesen kritischen Augenblick. Inf. 
Johann Kreil übernahm sofort das Kommando, als sein Schwarmsührer fiel und riß hie 
Kameraden mit sich fort. Die seit Kriegsbeginn an allen Kämpfen beteiligten Gfrt. Engelbert 
Staudinger, Inf. Alois Kasberger, Jakob Mandl sowie Inf. Joses Gruber leuchteten durch 
kaltblütige Tapferkeit hervor. Diesem Furor waren die Russen nicht gewachsen. Korp. 
Joses Wintersteller brach mit seinem Schwärm als erster in die Stellung ein. Es war etwa 
5 Uhr früh. 
Zu ihrer großen Überraschung erblickten Hptm. Walkerskirchen und Lehmann eben, als 
der zweite Zug der 13. in die Stellung kam, die eigenen Leute auf dem Gipfel des Zuckerhütls. 
Nun mußten die Kaiserjäger schleunigst zur Ankerstützung der Rainer umkehren. 
Noch gab es einen harken Kampf mit den ihre Gräben zäh verteidigenden Russen, doch 
einer nach dem anderen wurde ihnen entrissen. Korp. Johann Tagwerker erstürmte, obzwar 
an Hand und Fuß verwundet, hintereinander drei Gräben. Als noch Fhnr. Rüsch und Höp- 
linger mit ihren Leuten eingriffen, war der Sieg um 3 Ahr 45 früh errungen. Er hatte nam¬ 
hafte Opfer gekostet, Fhnr. Kendlbacher der 14. war schwer verwundet. 
Der Erfolg kam dem Landsturmregiment Nr. 32 zustatten, dessen Angriff wesentlich 
erleichtert wurde. Bald erschien die Maschinengewehrabteilung des III. Kaiserjägerbataillons 
auf dem Zuckerhütl, die Kompagnien schlössen sich an. Noch immer lag die übrige Front der 
Kaiserjäger festgebannt. Ein Angriff gegen Norden zur Aufrollung der feindlichen Front 
sollte ihnen helfen. An ihm hatte Lt. Matek mit zwei Zügen der 13. teilzunehmen, die zum 
Borgehen gegen den Sattel links vom Zuckerhütl angewiesen wurden. 
Der damalige Gfrt. Michael Klingler schildert diesen Angriff wie folgt: „Aus jedem 
Loch und Spalt, aus jeder Mulde, jedem Graben und Erdhaufen knallte es heraus. Pfeifend 
sangen uns die blauen Bohnen um die Ohren, die Geller heulten durch die Luft und klatschend 
schlugen die Geschosse in die Leiber der Stürmenden, so daß es sich anhörte wie ein Schlag 
in morsches Holz. Leise bewegten die Sterbenden die Lippen: Borwärts! Borwärts! Mir 
selbst durchbohrten die Schüsse Mantel, Kappe und Bluse. Lt. Matek an unserer Spitze, 
stürmten wir den Graben und erwischten ein Maschinengewehr und 3l) Gefangene. Nichts¬ 
destoweniger gelang es aber den Russen, durch einen geschickt angesetzten Gegenangriff den 
linken Flügel der Jäger einzudrücken. Der Augenblick war schwierig. Wir hakten kolossal 
viel Blut verloren und die Russen nützten ihren Borteil in mörderischer Weise aus. Mit 
Hurragebrüll warfen wir uns auf die Feinde und es kam zum Kampfe Mann gegen Mann. 
Mit dem Bajonett mußten wir uns Bahn brechen, denn die Munition ging zu Ende. Lt. Matek 
fiel durch einen Kopfschuß, ebenso blieb Zgss. Sommer am Platze und die Russen setzten 
Sturmwelle auf Sturmwelle ein. Die Gefahr erkennend, sauste ich über den Berg hinab 
und holte den Reservezug des Lt. Wilender. Es war die höchste Zeit! Mit einer Verbissen¬ 
heit ohnegleichen tobte der Kampf. Die Russen wehrten sich wie die Wilden und brachten 
immer neue Kräfte heran. Am Höhenrande krampften wir uns zum Widerstande an. Die 
Gräben waren eingeebnet und wir mußten die Toten als Brustwehr aufschichten." 
Diese Schilderung greift offenbar weit in den Bormittag hinein. Schon um 7 Uhr früh 
hatten sich die beiden Züge im Berein mit Teilen der Gruppe auf dem Zuckerhütl des Sattels 
bemächtigt und hiebe! insgesamt 34 Gefangene gemacht. Feuer gegen die Front und in beide 
Flanken machte weiteres Bordringen unmöglich. Die Lage der ganzen Gruppe Walkers¬ 
kirchen war keineswegs günstig. Das Zuckerhütl und die links anschließende, ungefähr einer 
Bataillonsbreite entsprechende Stellung lagen unter schwerstem Artilleriefeuer, starke russische 
Reserven schoben sich heran. Beim Landfturmregiment Nr. 32 trat gegen 7 Ahr früh ein 
Rückschlag ein. 
Das Divisionskommando hatte auf die Nachricht von der Eroberung des wichtigen Stütz¬ 
punktes die neuerliche starke Kanonade gegen die russische Stellung angeordnet. Obst. Fischer 
befahl 'dem Mjr. Mildner die 11. Kompagnie nach rechts zu verschieben, um sie zur Ver¬ 
stärkung der zum Aufrollen bestimmten Gruppe Walkerskirchen bei Beginn des allgemeinen 
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