Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Stellungskrieg in den Karpathen 
(25. März bis 26. April 1915) 
Das II. Bataillon war vom Brigadier GM. Hugo Reymann in Rychwald mit einer die 
Lage kennzeichnenden Ansprache empfangen worden, worauf die Neuformierung des In¬ 
fanterieregiments Nr. 21 erfolgte, indem die 5. Kompagnie als 8., die 6. als 16., die 7. und 8. 
als 9. und 10. eintraten, die Maschinengewehre dem kombinierten III. Bataillon beigegeben 
wurden, dessen Kommando Hptm. BeneZ übernahm. Es löste noch am 25. nachmittags die 
12er-Zäger im Stellungsabschnitt gegenüber Malastow, Höhen 664, 501 und drei Kreuze auf 
591 ab. Auf Höhe 664 schloß die 6., nunmehr 16., an, die 5. (8.) blieb als Reserve in Rychwald. 
Auch hier waren die Stellungen verwahrlost, Unterstände fehlten fast gänzlich, so daß harte 
Arbeit geleistet werden mußte. Den Aberglauben, daß die Russen den tief im Tale liegenden 
Ort Malastow mit Feldwachen und Patrouillen vollkommen beherrschten, so daß man bisher 
nicht wagte, die Patrouillengänge weiter auszudehnen, zerstörten die Rainer-Patrouillen bald. 
Bis auf Spuren schwacher Befestigungen fand man im Orte keinen Feind. Bei den jede 
Nacht durchgeführten Streifungen wurde zwar wiederholt festgestellt, daß einzelne Muschiks 
sich dort herumtrieben, um Lebensmittel einzuhandeln, eine Festnahme gelang jedoch in dem 
viele Schlupfwinkel bietenden langgestreckten Dorfe nicht. Nun wuchs bei den höheren Kom¬ 
mandos angesichts des sich immer gewaltiger anlassenden russischen Durchbruchsversuches in 
das Laborcza-Tal das Interesse, ob nicht Teile der gegenüberstehenden Truppen gegen den 
Brennpunkt der Karpathenschlacht abgezogen waren. So erhielt Hptm. Benes am 28. den 
Befehl, um Mitternacht eine größere Streifung in Malastow vornehmen zu lassen, um Ge¬ 
fangene einzubringen. Sollte dies nicht gelingen, so war gegen die feindliche Stellung vor¬ 
zustoßen, um vielleicht dort das Ziel zu erreichen. 
Zu dieser Streifung wurden 120 Mann der 7. unter Lt. Dögl bestimmt. In Malastow 
wurde trotz eingehender Durchsuchung kein Russe gefunden, worauf Lt. Dögl um y23 Ahr 
früh des 29. den Steilhang gegen die russische Stellung hinanstieg. Die Nacht war kalt und 29.3. 
dunkel. War schon das überschreiten des Baches in der Tiefe mit großen Schwierigkeiten 
verbunden, so bereitete der 30 cm hohe Schnee am Hang dem Weiterkommen ein schweres 
Hindernis, wobei jedes Geräusch vermieden werden mußte. Es gelang, bis an das russische 
Drahthindernis zu kommen, dessen Mächtigkeit man mit den wenigen Drahtscheren nicht zu 
durchbrechen vermochte. Es blieb keine Zeit, eine Lücke zu suchen, denn plötzlich gab ein 
russischer Horchposten einen Schutz ab, was eine wilde Schießerei auf der ganzen Front ent¬ 
fesselte. Sogar im Rücken krachte es) offenbar schössen Feldwachen, an denen man beim 
Aufstieg unbemerkt vorbeigekommen war. Die Rainer nahmen sofort den Feuerkampf auf 
und warfen die Handgranaten in die Stellung. Nun führten aber schluchtenartige Einschnitte 
über den Rücken in die Tiefe, in denen die Russen ganz leicht Abteilungen in die Flanke 
und den Rücken des Detachements verschieben konnten. Richtig bewegten sich bald Feinde 
gegen die rechte Flanke, doch bemerkte sie Inf. Max Sperrer rechtzeitig und riß den Flügel- 
schwärm mit sich fort, um diese Bedrohung abzuwehren. Was hier dem Feinde nicht gelang, 
drohte bei anderen Einschnitten. So blieb keine Wahl als Rückzug nach etwa viertelstündigem 
Feuerkampf. Eine Mulde begünstigte das Verschwinden. Gedeckt vom Schwarme Sperrers, 
der selbst als letzter wich, sammelte sich das Detachement in Malastow, wo man feststellte, daß 
niemand fehlte. Rasch ging es gegen den nördlichen Ortsausgang, um von dort in die Stellung 
zu gelangen, doch begann bereits der Morgen zu grauen und die Russen überschütteten das 
Detachement sofort mit gutsitzendem Feuer. In kürzester Zeit hatte es sieben Verwundete. 
Der Kampf war zu ungleich und aussichtslos. So befahl Lt. Dögl seinem bravsten Unteroffizier 
Kvrp. Schober, mit einem Schwärm am Ortsrande Stellung zu nehmen, um den Rückzug zu 
decken. Schober hatte nur sechs Rainer bei sich, ebensoviele 36er und einen ungarischen Frei¬ 
willigen. Während erstere ruhig ihr Feuer abgaben, zeigten sich die anderen, die hier ihre 
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