Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Verschiebung in die Karpathen + Das VIII. Marschbataillon 
(21. bis 23. März 1915) 
Hiezu Skizze 29 
21.3. Der 21. brachte nach dem trüben, windigen und abends mit Schneegestöber bedachten, 
aber sonst ruhig verlaufenen 2t». ein herrliches Frühlingswetter. Alles freute sich in den Kan- 
tonierungen der Sonne. Man hatte keine Ahnung, daß in den Karpathen die Entsatzversuche 
zur Befreiung von Przemysl gänzlich zum Stocken gekommen waren und die Russen den Durch- 
bruch der Karpathenfront mit allen Kräften betrieben. Sie erzielten bedeutende Fortschritte 
und das Armeeoberkommando mutzte mit Bangen dem Augenblick entgegensehen, in dem sie 
auch noch ihre vor dem ausgehungerten Przemysl freiwerdenden Einschließungstruppen in das 
Ringen werfen würden. Wenn auch ihre Bemühungen vor allem dem Laborcza-Tal und der 
Dukla-Depression galten, war die Gegend, wo sich die Kampflinie nahezu rechtwinklig brach, 
um aus der nordwärts gerichteten Karpathenfront in die ostwärts blickende Front in West- 
galizien überzugehen, von besonderer Bedeutung. Kein Wunder, daß die braven Rainer nun¬ 
mehr dahin verschoben werden sollten. 
Nachmittags mußte das Gros des Regiments im Bielanka-Tal auswärts nach Losie 
marschieren, wohin das I. Bataillon über Ropa bereits vorausgegangen war. Dieses als Bor- 
Hut voraussendend, marschierte das Regiment im Ropa-Tale gegen Ascie Ruskie, wo Obst. 
Fischer um y28Uhr abends dem Obstlt. Lauer den Befehl erteilte, mit dem I. und IV. Ba¬ 
taillon das 10. Landwehrregiment in den Stellungen bei Smerekowice abzulösen, während das 
nach Erkrankung des Hptm. Hanika vom Hptm. Benes befehligte II. in Ascie Ruskie, das III. 
in Kwiaton als Reserve zu verbleiben hatten. Es war ungefähr 11 Ahr nachts, als die beiden 
vorderen Bataillone Smerekowice erreichten und zur Rast übergingen, während welcher sich 
die Kommandanten über die zu beziehende Stellung orientierten, die Rainer sich den nach dem 
anstrengenden Marsch ausgegebenen Wein als Stärkung schmecken ließen. Man war in die 
berüchtigten Karpathen gelangt, gar nicht weit von der Grenze Angarns, die hier auf dem 
Hauptkamme des Gebirges verlief. 
Bom Marsch auf der schlechten Straße sehr ermüdet und halb erfroren, übernahmen 
22.3. die Rainer nach Mitternacht zum 22. den Abschnitt beiderseits Smerekowice gegenüber den 
jenseits der Gorlicer Straße auf dem Popowe Wirchy eingegrabenen Russen. Das IV. Ba¬ 
taillon besetzte den Ostteil von Smerekowice rings um die Kirche und nach Süden bis zum 
Regetow Kap., jenseits welchen Gewässers auf den Nordosthängen der Höhe Ratunda die 87er 
des III. Korps anschlössen. Auf der Höhe 509 zwischen Smerekowice und dem Jägerhaus setzte 
sich die 2. Kompagnie mit der Maschinengewehrabteilung I fest, auf der Höhe 520 die 1. mit 
den Maschinengewehren des III. Bataillons. Ein Halbzug auf dem nächsten nördlichen Ab- 
fallrücken stellte die Verbindung mit der gleichfalls dem ObftBrig. Fischer unterstellten 30er- 
Landwehr her, die einige Stützpunkte besetzt hielt, den stärksten beim Bildstock 604 an der 
Gorlicer Straße. Der Stellung waren zwei Hauptposten vorgeschoben. 
Die Befestigungen waren infolge der Witterungseinflüffe stark zerfallen, die Gräben 
teilweise so hoch voll Wasser, daß man sich zunächst begnügen mußte, einzelne Feldwachen auf¬ 
zustellen. Die Rainer machten sich sofort an die Arbeit, die durch das Eintreffen langstieliger 
Werkzeuge mit den Schwarmösen sehr gefördert wurde. Der 22., ein herrlich schöner, wenn 
auch kalter Tag, konnte gut ausgenützt werden, weil die Russen bis auf eine ergebnislose 
nachmittägige Kanonade gegen den Hauptposten Nr. 2 ruhig blieben. Die Regimentspioniere 
bauten eine Brücke zum I. Bataillon. 
Anscheinend hatten bisher recht gemütliche Berhältnisse zwischen den beiderseitigen Bor¬ 
posten geherrscht. Einzelne Russen, die sich nachts nach Gladyszow schlichen, um Lebensbedürf¬ 
nisse einzuhandeln, dürften nicht belästigt worden sein. Gleich nach der Besetzung nahm die 16. 
einen Mann des 193. Infanterieregimentes fest,' gleichzeitig ging der Antrag ab, den Ort durch 
232
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.