Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

die allerdings fast durchwegs später nachkamen. Zwischen Siemiechow und Gromnik lag die 
Marschlinie im Bereiche des feindlichen Streufeuers. Da die Gefechtstätigkeit auch während 
dieser schlimmen Nacht nicht gänzlich ruhte, gab sich die Nähe feindlicher Geschosse häufig kund, 
ein Mann wurde verwundet. 
Stumm und verdrossen zog das Regiment nach Mitternacht im Bialatale aufwärts. Re¬ 
gen hatte sich in den Schnee gemischt, die Monturen waren durch und durch naß und hingen 
13.3. schwer auf den müden Körpern. Nach 3 Ahr früh kamen Rtm. Freih. v. Korb und Lt. Löber- 
bauer, die am vorigen Nachmittag vorausgeritten waren, um die Unterkünfte vorzubereiten, 
mit wenig tröstlicher Meldung entgegen. Spät abends eingetroffen, hatten sie zunächst Mühe, 
sich mit den Honveds zu verständigen und sich zum maßgebenden Kommando durchzufragen. 
Dort war man höchst überrascht, denn die Ankunft des Regiments war erst für den 14. an¬ 
gesagt. Bobowa steckte voll Truppen und Anstalten. So wurde beschlossen, daß schon etwa 
2 km früher, in Siedliska, Nächtigung bezogen werden sollte. Als die beiden Offiziere dahin 
kamen, lag alles im tiefen Schlafe. Wieder traf man nur Honveds als Posten, mit denen man 
sich nicht verständigen konnte. Endlich wurde ein Artilleriehauptmann aufgetrieben, der sich 
der Unterbringung der Rainer annehmen wollte, die auch in Siedliska nicht leicht war, weil 
hier ein Divisionskommando, das 11. Honvedregiment, Artillerie und zahlreiche Sanitätstrains 
im Quartier lagen. 
Als das Regiment um 4 Uhr früh des 13. nach Siedliska kam, war die schwierige Regu¬ 
lierung der Quartiere, die erst von schlafenden Leuten freigemacht werden mußten, noch nicht 
fertig. Tatkräftig und begreiflicherweise auch recht energisch beteiligten sich jetzt Organe des 
Regiments an dem Werk. Die Kompagnien standen einstweilen eine Stunde in Regen und 
Schnee, bis sie sich endlich in einigen Scheunen und Ställen zusammendrängen konnten. Die 
Offiziere des Regimentsstabes hatten nur einen Raum im Herrenhause zur Verfügung, wie 
sich dann herausstellte, das Dienstzimmer des Divisionärs. Kein Wunder, daß am Morgen 
eine unerquickliche Stimmung herrschte, die Honveds nicht genug Beschwerden gegen ihre 
einstigen getreuen Helfer bei Risko zu erheben wußten und das Regimentskommando, statt 
Ruhe zu finden, Protokolle aufnehmen und nachmittags einen vierzehn Seiten langen Bericht 
abgehen lassen mußte. Die Mannschaft, an die zur Stärkung Wein verteilt wurde, trocknete 
indessen die Monturen. 
Um 3 Uhr früh kam ein Befehl, dem zu entnehmen war, daß das Regiment dem 
ObftBrig. Fischer in Ropa unterstand und in administrativer Beziehung an das 8. Divisions¬ 
kommando gewiesen war. Es hatte am 14. nach Grodek östlich Grybow zu marschieren. Am 
Bahnhof Bobowa stand die Fassung bereit, darunter auch neue Schuhe, doch nicht in aus¬ 
reichender Zahl, so daß nur jene, aus denen die Zehen gar zu offenherzig in die Welt blickten, 
ausgetauscht werden konnten. Die bisherige Feldpostnummer 64 wandelte sich entsprechend 
der neuen Unterstellung in 98, was wieder eine Verzögerung der Postzustellung in den nächsten 
Tagen bedeutete, weil es Zeit brauchte, bis man die Lieben in der Heimat hievon verständigte. 
14.3. Sonntag den 14. schied man um 8 Uhr früh ohne Bedauern von den schlechten und engen 
Unterkünften Siedliskas und rückte weiter im Bialatale aufwärts, um endlich östlich abzu¬ 
biegen. Obzwar das Wetter schlecht und die Marschlinie miserabel war, kam man doch flott 
weiter und erreichte um y2lUhr mittags Grodek. Hier war zwar auch Mangel an Holz und 
Stroh, obendrein war der Ort mit Typhus verseucht, so daß mehrere Häuser vom Belage aus¬ 
geschlossen werden mußten, doch kam das Regiment recht gut unter Dach. Ein Trinkwasser¬ 
reiniger wurde zugewiesen, um dem Wasser die gefährlichen Keime zu nehmen. Bis zu seinem 
Funktionieren mußte der auch heute bewilligte Wein den Durst löschen. 
Zwei volle Rasttage wurden hier dem Regiment zuteil, während Tauwetter und Regen 
den Aufenthalt im Freien recht ungemütlich machten, die Wege in einen unbeschreiblichen 
Zustand versetzten und die Bachniederungen sich zu kleinen Seen erweiterten. Man war aber 
aus Grybow gut mit Verpflegung versorgt, konnte sich und die Monturen reinigen, ausgiebig 
Schlaf genießen, seinen Angehörigen ausführlich Nachricht geben. Ein Photograph stellte 
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