Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Hptm. Onil feam in keine geringe Verlegenheit, als er den Befehl erhielt. Der Tag be¬ 
gann bereits zu grauen, die Telephonverbindung zu den Kompagnien war durch die Beschie¬ 
ßung unterbrochen, von den Kaiserjägern war nichts zu sehen. Die Ordonnanz der 5. wurde zu 
dieser geschickt. Lt. Kornus hatte die 7., 13. und 14. zu verständigen, zur 6. begab sich Hptm. 
Ontl selbst, nachdem er den Lt. Reinisch angewiesen hatte, mit der 8. sofort den Rückzug 
anzutreten. 
Nach 6 Ahr früh war das I. Bataillon, weil das Morgengrauen drängle, bereits im 
vollen Rückmarsch, das Gros durch den Wald und hinter einer halbwegs verdeckenden Boden¬ 
welle, die näher beim III. Bataillon befindlichen Teile an dieses anschließend, um dann mit 
ihm längs der Straße zurückzugehen. Bei der überbringung der Rückzugsbefehle zeichnete 
sich wie immer seit Kriegsbeginn der Bataillonshornist Fldw. Franz Blaha aus. 
Bom II. Bataillon waren die 13. und 14. in die Nordfront zurückmarschiert. Ilm 
7 Uhr 43 früh war bis auf die 8., die infolge eines Mißverständnisses neuerlich Stellung ge¬ 
nommen hatte, alles versammelt, das II. Bataillon am Hange als Reserve des IV. Bataillons. 
Um 8 Uhr 30 früh rückte auch die 8. ein. Der Rückmarsch hatte, obzwar er teilweise in volles 
Tageslicht fiel, nur einen Toten und vier Verwundete gekostet. Der Gesamtverlust während 
dieser Gefechtstage betrug außer den schon genannten vier Offizieren 35 Tote, 72 Verwundete, 
6 Vermißte, außerdem mußten 9 Kranke ins Spital abgeschoben werden. Die größte Ein¬ 
buße hatte das II. Bataillon: 
tot verwundet vermißt krank 
5. Kompagnie IV 30 2 
0. „ 6 13 2 
7. 17 
8. 4 1 
Maschinengewehrabteilung 1 1 
Summe 22 51 1 4 
Beim III. Bataillon war nur ein Mann der 11. durch einen Streifschuß verwundet, 
beim IV. verzeichnete die 14. 2 Tote und 1 Verwundeten. Das I. Bataillon gibt als Verlust 
8 Tote, 23 Verwundete und 2 Vermißte an. 
Daß insbesondere die 5. Kompagnie sich so leicht vom nahen Feinde lösen konnte und 
das II. Bataillon vor einem Nachdrängen der Russen bewahrt blieb, hatte man dem unüber¬ 
trefflichen Korp. Plha zu danken, der allein in der Stellung zurückblieb und eine Stunde lang, 
von Baum zu Baum springend und immer wieder einen Schuß abgebend, dem Feinde eine 
Besetzung vortäuschte. Hiefür und für seine wiederholten Patrouillengänge während dieser 
Zeit, wobei er nicht selten allein bis an die russischen Stellungen schlich, erhielt der brave Mann, 
der sich bei Opatkowice dem Regiment angeschlossen hatte, obzwar er zum 30. Landsturm- 
regiment gehörte, die Goldene Tapferkeitsmedaille. 
Aufopferungsvoll hatten sich die Rainer bemüht, alle Verwundeten zurückzubringen. 
Manche Opfer der letzten Phase des Kampfes lagen weit vorn in exponierten Teilen der 
Schwarmlinie, doch auch sie wurden nicht im Stich gelassen. Inf. Joses Sigl der 5. rettete 
zwei, die er trotz heftiger Beschießung zurücktrug. Bei der 7. begnügte sich Zgsf. Lofeyer nicht 
damit, zwei Kameraden zurückzuschleppen, sondern kroch nochmals zurück, um auch ihre Waffen 
und Rüstungen zu bergen. 
Als die Russen endlich den Rückzug merkten, ließen sie Patrouillen und kleine Detache- 
ments ausschwärmen, die Artillerie die Stellungen der Nordfront bei Ianowice beschießen. 
Diese hatten während der Abwesenheit der Rainer durch die Kanonade sehr gelitten, die 
Hindernisse waren vielfach zerstört. Es gab Arbeit in Fülle. Durch die neuerliche Beschießung 
erlitt die 13. einen Verlust von zwei Toten und einen Verwundeten. Nach der Mittagsstunde 
hörte die Kanonade auf. Bald darauf kamen die Fahrküchen, so daß endlich wieder warme 
Menage ausgegeben werden konnte. 
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