Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Sommerfeldzug 1914 gegen Rußland 
Mobilisierung und Aufmarsch 
(4. bis 18. August 1914) 
Hiezu Übersichtsskizze des russischen Kriegsschauplatzes. 
Der Mord des Thronfolgerpaares in Sarajevo, die befristete Note an Serbien, die Kriegs¬ 
erklärung und die teilweise Mobilisierung hatten in den schicksalsschweren Sommertagen die 
allgemeine Stimmung bis zur Siedehitze gesteigert, als am 31. der Telegraph den Befehl zur ZI. 7. 
allgemeinen Mobilisierung der gesamten Wehrmacht Österreich-Ungarns durch alle Gaue der 
Monarchie trug. 3n Bregenz traf die Kunde gegen 3 Uhr nachmittags ein, worauf Obst. Gustav 
Fischer das I. Bataillon, die 9. und 12. Kompagnie sowie die Maschinengewehrabteilung I sofort im 
Kasernenhof versammelte. Die Berlesung des Mobilisierungsbefehles löste Jubel und Begei¬ 
sterung aus, die in der Zivilbevölkerung ein lautes Echo fanden, als Offiziere und Unteroffiziere 
mit klingendem Spiel die Straßen der Stadt durchzogen und vor dem Rathause und dem Ge¬ 
bäude der Bezirkshauptmannschaft patriotische Ansprachen zwischen dem Regimentskomman¬ 
danten, dem Bürgermeister und dem Bertreter des Bezirkshauptmanns gewechselt wurden. 
Ihren Höhepunkt erreichten die begeisterten Kundgebungen bei dem am Abend veranstalteten 
Zapfenstreich. Ganz Bregenz war auf den Beinen unö strömte schließlich auf dem Kornmarkt¬ 
platz zusammen, wo die Rainer ihren Obersten auf die Schultern hoben und Zivil wie Militär 
in Hochrufen auf den Monarchen und Berwünfchungen der Serben wetteiferten. 
Ahnlich verlief der 31. in Innsbruck, wo das II. Bataillon samt der Maschinengewehr¬ 
abteilung III garnisonierte, bei der 19. und 11. Kompagnie in Schwaz, und in der engeren 
Heimat, in der Ergänzungsbezirksstation Salzburg. Da der erste Mobilisierungstag bis zum 
4. August hinausgeschoben war, hatten die auswärtigen Abteilungen des Regiments reichlich 
Zeit, sich marschbereit zu machen. Bei ihnen vollzogen sich denn auch die im Mobilisierungs¬ 
plan vorgesehenen Maßnahmen in voller Ruhe. Stürmischer ging es in Salzburg beim Ersatz¬ 
bataillon zu, denn die Richtaktiven beachteten teilweise den späten Mobilisierungsbeginn nicht 
und überfluteten schon vom 1. August an die eines solchen Andranges gar nicht gewärtigen 
Organe des Kaders. Unterbringung und Berpflegung bereiteten einige Sorge, die mit Hilfe des 
IV. Bataillons und der Gemeindeverwaltung zufriedenstellend behoben werden konnte. Das 
frühzeitige Einrücken erleichterte anderseits die zu bewältigenden umfangreichen Arbeiten: Be¬ 
kleidung und Ausrüstung der zur Ergänzung der Feldformatjonen auf den Kriegsstand nötigen 
Leute, Aufstellung der Maschinengewehrabteilung IV, des gleich nach Kriegsbeginn ins Feld abge¬ 
henden I. Marschbataillons, des Ersatzbataillons, dem die Ausbildung der Kriegsfreiwilligen und 
der Ende des Monats einrückenden Rekruten der Frühjahrsassentierung zukam, des Regiments¬ 
trains. 
Das II. Bataillon in Innsbruck mußte am 4. nach erlangter Marschbereitschaft die Kaserne 4.8. 
räumen und Unterkünfte in der Höttinger Au beziehen. Am 5. vormütägs erfolgte die feierliche 3.8. 
Eidesabnahme in Gegenwart des bisherigen Divisionärs und nunmehrigen Kommandanten des 
XIV. Korps GdI. Erzherzog Josef Ferdinand und des Kommandanten der 5. Infanteriebrigade 
GM. Josef Schneider v. Mannsau. Beide begleiteten das Bataillon am 6. auf die Bahn, um- 6.8. 
drängt von den sich verabschiedenden Bewohnern der Stadt. Um 19 Uhr vormittags trat es 
die Fahrt nach Salzburg an, in jeder Station umjubelt, bewirtet und beschenkt von der Be¬ 
völkerung. 
I IK. 59 
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