Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Winterlicher Stellungskrieg 
Am Dunajec bei Wojnicz 
(29. Dezember 1914 bis 1. Feber 1915) 
Bald nach Mitternacht zum 29. traf ein Bataillon 4er-Kaiserjäger zur Ablösung der 29.12. 
Front am Dunajec und der 3. Kompagnie am Ostrande von Glow ein. Um 8 Uhr 45 trat 
das Regiment bei sehr warmem Wetter den Rückmarsch nach Bielcza an. Bald begann ein 
starker Regen, der Lehmboden wurde weich und schlüpfrig, das Marschtempo verzögerte sich 
ungemein, die Leute kamen nur schwer weiter, gar viele entledigten sich der Bürde ihrer 
Weihnachtsgaben, warfen manch wärmendes Kleidungsstück fort, das sie später im harten 
Winter sehr entbehrten. Zu Mittag wurde in Bielcza eine einstündige Rast eingeschaltet, 
dann ging es gegen die Eisenbahnstation Biadoliny weiter, dermalen Eisenbahn-Endstation, 
was man bald an zahlreichen Fuhrwerkskolonnen merkte, die das Weiterkommen ungemein 
erschwerten. Räch mühsamem Marsch durch ein Kotmeer gelangte das Regiment nach Sufczyn, 
dessen Teil südlich der Reichsstraße ihm samt der Divisionskavallerie zugewiesen war. Die 
Unterkünfte waren nicht besonders gut, hätten aber ausgereicht, wenn sie nicht teilweise von 
Marschformationen anderer Divisionen in Anspruch genommen worden wären. 3n der Rächt 
begann es zu schneien, es wurde merklich kälter. 
Der Bormittag des 30. wurde zur Znstandsetzung der Waffen und Monturen und zum 3V. 12. 
Ordnen der Berbände der beiden neugebildeten taktischen Bataillone benützt. Die Divisions- 
abfertigung gab bekannt, daß die Russen im Räume zwischen Dunajec und Biala heftige 
Angriffe führten, die jedoch an der vom Wal bis Gierowa am Dunajec sich hinziehenden Front 
des XI. Korps bisher stets gescheitert waren. Die 3. Division sollte die Flußbewachung von 
Gierowa abwärts bis oberhalb des Überganges der Reichsstraße übernehmen, wo die deutsche 
47. Reservediviston anschloß. Die Aufgabe bestand darin, feindlichen Uferwechsel zu verhindern, 
alle Abergangsmittel zu zerstören, Spionage zu unterbinden und ein wachsames Auge auf 
Truppenverschiebungen des Feindes zu haben. 
Bald wurde jedoch der Abmarsch widerrufen und eine zweitägige Rast in Aussicht gestellt. 
So rüstete man zu einer Silvesterfeier, die den verlorenen Weihnachtsabend ersetzen sollte. 
Man schmückte Tannenbäumchen, legte die verspätet eingetroffenen Weihnachtspakete zu¬ 
recht, sorgte für Wein und Bier und für Ausschmückung entsprechender Festräume. 
Die zu Mittag des 31. eingetroffene 8. Kompagnie des IV. Marschbataillons kam mitten 31.12. 
in das geschäftige, fröhliche Treiben, 244 Mann, die letzten des Assentjahres 1914, die sofort 
aufgeteilt wurden, ebenso die mitgekommenen Offiziere Oblt. Beer (14.), Lt. Köhler (7.), 
Fhnr. Johann Messerklinger (14.) und KdtAsp. Adolf Fischlmayer (9.). 
Schon waren die letzten Zurüstungen zum Fest getroffen, als für 6 Uhr abends Marsch¬ 
bereitschaft angeordnet wurde. Bald darauf kam die Besetzungsdisposition, wonach die 59er 
am linken Flügel das deutsche 219. Regiment im Abschnitt beiderseits der zerstörten Straßen¬ 
brücke abzulösen hatten. 
Hiezu Skizze 25 
Obstlt. Lauer ritt nach Zakrzow voraus: um 6 Uhr führte Mjr. Riedereder das Regiment 
dahin nach. Ein Nebelabend hüllte die Kolonne ein. Um 9 Uhr abends wurde westlich Zakrzow 
das Nachtmahl ausgeteilt, während im Herrenhaus Hptm. Ontl und Benes die Befehle zur 
Besetzung erhielten. Letzterer hatte mit der 2. und 4. Kompagnie und der Maschinengewehr¬ 
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