Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Kampflinie heran, doch mutzte die Menage immerhin ein beträchtliches Stück zugetragen wer¬ 
den. Nach Ankunft bei den Hungernden waren Suppe, Fleisch, selbst das Brot hart gefroren 
und man durfte nicht wagen, Feuer zum Auftauen anzuzünden, um keine Beschießung heraus¬ 
zufordern. Nur Schlauberger, die sich als Begleiter von Berwundeten oder zu deren Besuch 
nach Biorkow Mali schlichen, kamen dort zu einem wärmenden Tee, der den vom eisigen Wind 
erstarrten Körper belebte. 
Das Regimentskommando schätzte den Berlust während dieser beiden Kampftage auf 
500 Tote und Berwundete, doch war er gewiß höher. Soviel feststellbar, blieben allein von 
Offizieren 7 tot: Hptm. Klein, Lt. Kutschera (8.), Krommer (11.), Aichinger (13.), Fhnr. Posch 
(13.), Kdt. Lichtenwanger (8.) und Wallisch (15.); verwundet wurden 13: Oblt. Roitinger (2.), 
Klomser (12.), Lt. Kornus, Stuppöck (6.), Fähnrich Nedwed (2.), Kdt. Feierle (10.), Heigl (2.), 
Betisek (15.), Knöpfler, Fornwald (9.), Mayrhofer (7.), Dietzel (15.), KdtAfp. Dobocki (15.). 
Das III. Bataillon meldete 40 Tote, 87 Berwundete, verbleibender Streiterstand 393 Mann. 
Die Stille der Nacht wurde häufig durch Gewehrgeknatter gestört. Die Russen waren 
offenbar sehr wachsam. Trotzdem wagte sich Korp. Siegl bis dicht an den russischen Stützpunkt 
heran, um den Leichnam des Hptm. Klein zu suchen und hinter die eigene Linie zurückzuschaffen. 
Stillstand der Offensive 
(19. November 1914) 
Das 3. Divisionskommando war zur Erkenntnis gekommen, daß der Gruppe GM. 
v. Schneider starke Kräfte gegenüberstanden. Sie war wie ein Stotzkeil in die feindliche Front 
vorgedrungen, weiterer Raumgewinn war ihr nicht zuzumuten, solange sich die Berhältnisse 
bei der 8. Division nicht geklärt hatten und die Gruppe Biorkow Wielkie noch immer zurück- 
hing. Diese sollte sich deshalb vorerst in Besitz der Gegend von Zalipie setzen, ehe GM. 
v. Schneider in Berfolgung seiner bisherigen Aufgabe längs der Straße nach Proszowice den 
Borstotz fortsetzte. 
Wenig ermutigend war, datz das Armeekommando äußerste Sparsamkeit mit der Muni¬ 
tion der Feldgeschütze anbefahl, die nur bei Abwehr feindlicher Angriffe zu verfeuern war. 
Allerdings waren schwere Batterien aus Krakau in ziemlicher Zahl vorhanden, denen die 
Angriffsvorbereitung zufallen sollte. 
Bei Morgengrauen des 19. machten die 14er mehrere Versuche, den russischen Stützpunkt 19.11. 
zu überrumpeln, fanden aber stets blutige Abweisung: ihre Hauptkraft zog sich übrigens bald 
gegen die Höhe nördlich Wronin, um der bedrängten 8. Division zu helfen. 
Die um 9 Ahr vormittags ausgegebene Brigadeabfertigung forderte den unausgesetzten 
Ausbau der Stellung. Stacheldraht wurde in Aussicht gestellt und darauf vorbereitet, datz 
dieser Stellungskampf noch tagelang andauern könne. Daher waren Abschnittsmagazine mit 
Munition und Berpflegung anzulegen und für deren Berbindung mit der Front Sorge zu 
tragen. Es wurde gestattet, kleine Feuer zum Aufwärmen der Menage in den Gräben zu 
unterhalten, da dem Feinde die Stellung ohnedies genau bekannt war, der Feuerschein also 
nichts verraten konnte. Sehr erfreulich war insbesondere für das III. Bataillon in seiner 
schwierigen Lage die Aussicht auf längeres Berweilen allerdings nicht. 
Um 10 Uhr vormittags belegten russische schwere Geschütze die Stellung mit Granaten. 
Die eigenen schweren Batterien revanchierten sich mit einer Beschießung des Stützpunktes und 
erzielten dank einer Orientierungsskizze des Kdt. Kretter, daß eines der Holzhäuser in Flam¬ 
men aufging. 
Um 2 Uhr nachmittags war heftiger Gefechtslärm bei Biorkow Wielkie zu hören. Er 
stammte vom Bersuch der Gruppe Obst. Fischer, auf gleiche Höhe mit den Rainern zu kommen, 
brachte aber nicht den Gewinn von Zalipie, weil die links benachbarte Gruppe der 13. Land¬ 
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