Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Feldzug von Krakau 1914 
Vorbereitung zur Schlacht bei Krakau 
(13. bis 15. November 1914) 
Das Armeeoberkommando und GFM. Hindenburg planten, die durch Polen im Weichsel- 
bogen vorrückende russische Dampfwalze an die Front der sich zum Schutze Schlesiens nord¬ 
westlich Krakau bereitstellenden 1. Armee, der nördlich anschließenden Armeegruppe GObst. 
Woyrsch und der an deren Nordflügel aus den Karpathen heranrollenden 2. Armee anrennen 
zu lassen, um dann den Nordflügel flankierend von der deutschen 9. Armee v. Mackensen, den 
Südflügel aus dem Festungsgürtel von Krakau von der 4. Armee anfallen zu lassen. Der 
3. Armee fiel die Aufgabe zu, die Karpathen gegen die russische 8. Armee zu verteidigen und 
das Bordringen der russischen 3. Armee südlich der Weichsel möglichst solange zu verzögern, bis 
die Entscheidung auf dem Hauptkampfplatz gefallen war. Gründliche Zerstörung der Kommu¬ 
nikationen und insbesondere aller Brücken in Russisch-Polen sollte das Borwärtsrollen der 
Dampfwalze verlangsamen, so daß die verbündeten Streitkräfte Zeit gewannen, die neue 
Gruppierung anzunehmen und sich zum Empfange zu rüsten. 
Dem Regiment waren einige Ruhetage nach den Anstrengungen und Entbehrungen der 
letzten fünf Wochen dringend nötig. Die erste Sorge galt der Leibesreinigung und Befreiung 
der Monturen vom anhaftenden Schmutz und Ungeziefer, was das schöne, sonnige Wetter am 
13. erleichterte. Leider konnte den Leuten, die schon lange im Felde standen, kein Ersatz für 13.11. 
die arg zerrissenen Monturen und die abgenützten Schuhe geboten werden. Sie entbehrten 
auch jedes Winterschutzmittels, waren also allen Unbilden der sich bereits ankündigenden kalten 
Jahreszeit in der abgenützten Bekleidung ausgesetzt, die sie im Sommer beim Ausmarsch 
erhalten hatten. Die bessere Ausrüstung der Leute des II. und III. Marschbataillons war auch 
schon sehr hergenommen, nur die des IV. erfreuten sich einer neuen und dem Winter ange¬ 
paßten Ausstattung. 
Berpflegung, Munition und Telephonmaterial konnte gefaßt werden, so daß wenigstens 
in dieser Beziehung die volle Operationsbereitschaft bald erlangt wurde. Auch der Train wurde 
durch Ausscheidung unbrauchbar gewordenen Materiales und Neufassung aus dem Traindepot 
in Krakau vollständig in Ordnung gebracht. Es gab also Arbeit genug, doch hob der ruhige 
Sonnentag die Stimmung rasch und ließ die zurückliegenden bösen Zeiten bald vergessen. Nach 
langer Pause traf die Feldpost ein und stellte die Berbindung mit der Heimat her. Die Ber¬ 
pflegung war gut, abends brachten die Rechnungsunteroffiziere vom Einkauf in Krakau allerlei 
langentbehrte Genüsse mit. So war es kein Wunder, daß sich abends nach getaner Arbeit die 
Rainer in bester Laune befanden und aus den Baracken und den Häusern in Piask Wk. hei¬ 
mische Lieder erklangen, während sich draußen eine kalte, wolkenschwere Nacht hernieder¬ 
senkte. 
Am 14. regnete es wieder einmal. Der neue Regimentskaplan zelebrierte am Morgen 14.11. 
die Messe. Mjr. Tassilo Eordier v. Löwenhaupt der 2er-Kaiserjäger erhielt das Kommando 
des I. Bataillons. Nachmittags durften Offiziere und Mannschaft partienweise die alte 
Iagellonenstadt Krakau besuchen und auf kurze Augenblicke Krieg und Ungemach in den 
Straßen der schönen Stadt und den langvermißten Stätten friedlicher Gastlichkeit vergessen. 
Geld spielte keine Rolle, hatte man doch seit Wochen nicht viel Gelegenheit gehabt, die Ge¬ 
bühren auszugeben. 
Während die Russen nur sehr langsam und zögernd gegen Krakau und die Schlesien 
9 IK. 59 129
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.