Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

sand Sygmundestag (2. Mai) dahin chumpt, in Kirichverten mit seiner 
Kramerey, oder in anderweg, das der die vorgenanten tag freyung an 
der obgenanten. Stat, .so ausbescheidet, vnd ‚vor. benennet ist, vmb’ aller 
erber sachen haben. vnd niessen soll... .“% 
Somit galt also an den genannten Tagen in dem Bereich zwischen 
der Höhe beim Aschbergmair und Kirchberg (Sunnleiten) die Freiung, 
d. h. Befreiung von den sonst gewöhnlichen Einschränkungen des 
Handels und beim Kauf und Verkauf besonders fremder Waren. Wenn 
auch diese Freiung hauptsächlich nur das beim Kloster heroben ge- 
legene Gebiet „Unterburgfried‘‘ betraf, so mußte der Verkehr und 
Handel doch auch dem unterhalb des Klosters gelegenen Dorf zugute 
kommen. ‚Wie aus dem Urbar von 1467 und aus dem Vergleich des- 
selben mit dem ältesten Urbar zu erkennen ist, ist das Dorf in dieser 
Zeit angewachsen auf etwa 60 Häuser. Eine Feststellung der einzelnen 
Häuser ist leider nur in ganz wenigen Fällen möglich, da es nur ganz 
wenige alte Hausnamen gab und die Häuser fast alle nach einem Be- 
sitzer benannt wurden. Es werden darin die drei Mühlen erwähnt, 
außerdem Häuser an der Gstetten (in der Herrengasse), in der Zagelau 
(unterhalb der St. Johannskirche) und am Gries (in der Nähe der Krems). 
— Daraus ist zu erkennen, daß schon im 15. Jhd. die Einteilung 
des Ortes und Gruppierung der Häuser zu den späteren vier Vierteln 
sich andeutet. 
Markterhebung. 
Abt Wolfgang: Widmar, der 1488 die Leitung des Klosters über- 
nahm,. stammte selbst aus einer Handwerkerfamilie, er war der Sohn 
eines Ahlenschmiedes in Steyr. Schon im nächsten Jahr. wandte er sich 
an den Kaiser mit der Bitte, das Dorf Kremsmünster zu einem Markt 
zu erheben. Am 30. April 1489 ließ der Kaiser Friedrich II. in Innsbruck 
die Urkunde der Markterhebung ausstellen und mit seinem kaiserlichen 
Siegel bekräftigen. (Orig. im Stiftsarchiv. Abdruck am Schluß dieser 
Abhandlung.) 
Jahrmärkte und Wochenmarkt. 
Durch diese Urkunde wurde die Freiung, die schon früher. an drei 
Tagen des Jahres galt, noch weiter ausgedehnt, nämlich vierzehn Tage 
vor und nach Pfingsten und Agapitustag, während. der Jahrmarkt am 
Sigismundtag‘ . nicht mehr erwähnt wird. Außerdem kam noch ein 
Wochenmarkt an jedem Mittwoch dazu. Es ist wohl als.eine Nach- 
wirkung der früher schon bestandenen Freiung anzusehen, wenn der 
Jahrmarkt in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch nicht im 
Markt unten, sondern beim Kloster heroben abgehalten wurde. Wenig- 
stens vom Pfingstmarkt wird ausdrücklich erwähnt, daß erst Abt Gregor 
Lechner (1543—1558) denselben in den Markt hinab verlegt hat, (Arch. 
Ga.. XI. 1.). Der Besuch des Agapitusmarktes nahm in den nächsten 
zwei Jahrzehnten immer mehr ab, da zu gleicher Zeit auch an‘ anderen 
Orten Märkte abgehalten wurden und ebenso ein großer Markt in Linz 
stattfand, der namentlich den Leinwandhandel stark von Kremsmünster 
abzog. Dies bewog 1576 den Abt Erhard: Voit, an den Kaiser ein Gesuch 
zu richten mit der Bitte, daß der Agapitusmarkt in Zukunft auf den 
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