Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

i. KAPITEL 
Van verhältnisse 
Wahre Kunst kann im kleinsten wie im größten Werk geborgen 
sein. Sie ist ein Lebendiges, ein Fluidum, das der Künstler in sein Werk 
gelegt hat und weit über des „Zirkels Gerechtigkeit” steht. Und doch 
spielen die richtigen Zahlenverhältnisse in jeder Art von Kunst eine 
größere Rolle als gemeiniglich beachtet wird. Ihre Bedeutung wächst, 
wenn sie dazu noch von den Schicksalen des Kunstwerkes und den dar- 
aus erfließenden Eigentümlichkeiten desselben zu erzählen vermögen. 
Dazu ist der Tassilokelch nicht nur Kunstwerk, nicht einmal in erster 
Linie, sondern vor allem liturgischer Gegenstand. Zu dessen entsprechen- 
der Würdigung müssen Maß und Zahl wohl ins Auge gefaßt werden. 
Leider kann nicht mehr festgestellt werden, ob die gegenwärtige 
innere Kuppa des Kelches eine genaue Nachbildung der ursprünglichen 
‘st. Sie dürfte es kaum sein, wie noch gezeigt werden soll. Dazu kommt, 
daß manche Verhältnisse des Kelches ohne sie besser zum Ausdruck 
gebracht werden können. Andererseits darf man nie vergessen, daß das 
Kunstwerk nur mit ihr seine ursprüngliche Gestalt besitzt. Es sollen 
daher zuerst die Maßverhältnisse des Gesamtwerkes, wie es heute exi- 
stiert, übersichtlich gegeben und dann dieselben ohne die innere Kuppa 
ausführlich dargelegt werden (Farbenbild). 
Die. Gesamthöhe .des Tassilokelches schwankt zwischen. 266— 270 
Millimeter. Die niedrigste Stelle liegt zwischen dem Heilandbildnis und 
dem des Markus, doch bedeutend näher dem ersteren; die höchste auf 
dem gegenüberliegenden Punkt zwischen den Bildern des Lukas und des 
Johannes, wieder näher‘ dem des Lukas. Die ursprüngliche Höhe des 
Kelches dürfte also wohl, als seine ‘Kuppaoberfläche noch eben war, 
etwa 268 mm betragen haben. Auch die Durchmesser der Kuppa-Rand- 
fAäiche schwanken zwischen 161—167 mm. Von der Stelle an, wo die 
innere Kuppa über den Rand der äußeren um 13 mm aufsteigt, erweitert 
sie sich bis zu ihrem Rand im Durchmesser um etwa 8—10 mm. Sie ragt 
also nur schwach vor (4—5 mm). Da der Rand der äußeren Kuppa ge- 
genwärtig Unregelmäßigkeiten aufweist und die innere Kuppa schlecht 
paßt, so mußte der auf der äußeren Kuppa aufsitzende Umfassungsring 
der inneren Kuppa bei der Neuanschaffung leider etwas stärker genom- 
men werden, um die verschiedenartigen Ausbuchtungen zu decken. Das 
beeinträchtigt den ursprünglichen Gesamteindruck des Werkes, ließ sich 
aber kaum vermeiden. Die innere Tiefe der inneren ‚Kuppa beträgt 
142 mm; ihr Fassungsraum (mit Wasser gemessen) 2*/; Liter. Der Kelch 
hat das ansehnliche Gewicht von 3057.35 Gramm. Rechnet man noch 
den Inhalt von 2!/; Liter dazu, .so übersteigt sein volles Gewicht 5 Kilo- 
gramm. Natürlich konnte dieses Gewicht wegen Verschüttungsgefahr 
in der Praxis nie erreicht werden.
	        
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