Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

Studie zu St. Augustins Traktat 
Contra Cresconium 
DUr. P. Albert Bruckmäay 
Unter den zahlreichen Schriften des großen Kirchenlehrers von 
Hippo, die sich gegen die Donatisten richten, tragen die „quattuor libri 
contra Cresconium grammaticum et Donatistam‘“ eine ganz eigene Note.‘) 
Sie sind „ein Meisterwerk literarascher Polemik, sprühend von Witz 
und Ironie“‘. *) 
Die Veranlassung zu diesem Werke war folgende: Augu- 
stinus hatte im Jahre 399/400 in der „Epistola contra litteras Petiliani“ 
die leidenschaftlichen Angriffe des gefeierten, einflußreichen donatisti- 
schen Bischofs von Constantine (Cirta) Petilianus entschieden zurück- 
gewiesen, dessen Argumente gründlich widerlegt. *) Auf diese Schrift 
des Bischofs von Hippo reagierte nun nicht bloß der zunächst betroffene 
Petilianus, sondern auch ein Schulmeister (grammaticus), namens Cres- 
conius, fühlte sich gedrängt, die literarische Fehde aufzunehmen und 
dem mächtigen Wortführer der Katholiken zu antworten. 
Cresconius,*) der es nur seinem Gegner Augustinus verdankt, 
daß wir von ihm wissen, war der Grammaticus einer afrikanischen 
Stadt. Als solchem oblag ihm der Unterricht der Jugend in Sprache, 
Schrift und Literatur. Das vierte Jahrhundert war das goldene Zeitalter 
der Grammatiker. Die erhaltenen Handbücher der Grammatik aus jener 
Zeit, wie .die Grammatiken des Donatus, Charisius, Diomedes, Servius 
geben uns einen Einblick in den Umfang und die Methoden dieser 
Disziplin in jener Zeit. „Ars grammatica praecipue consistit in intellectu 
poetarum et in recte scribendi loquendive ratione“, sagt Sergius. *) 
Nach allem, was wir von Cresconius wissen und erschließen können, 
‘) Der Text ist zu finden bei Migne, Patrologia Latina (= PL) 43, 445 ff 
und. im Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum (= CSEL) 52, 321 ff 
(edidit M. Petschenig). In dieser Abhandlung ist die Ausgabe von Petschenig im 
CSEL nach Buch, Kapitel, Abschnitt, Seite und Zeile zitiert. 
?) O0. Bardenhewer, Geschichte der altkirchlichen Literatur, IV, Freiburg 
1924, 471. Vgl. Petschenig CSEL 52, XI: „.. . vix ullum aliud .opus Augustini 
invenias, quod tam plenum sit artis dialecticae, salis, sarcasmi, ironiae quam 
Contra Cresconium libri IV.“ Ä 
3) Die Epistola contra litteras Petiliani ist erhalten und wird heute als das 
erste der drei Bücher Contra litteras Petiliani gezählt (CSEL 52, 3—823). | 
a) Vgl. P. Monceaux, Un grammairien Donatiste, Journal des Savants, NouVv. 
Ser. 11 (1913) 442—448; 496—506; 537—547; derselbe, Histoire. de VAfrique 
chretienne VI, Paris 1921, 87—100 und W. Kroll in Pauly—Wissowas Realen- 
zyklopädie (— PW) Suppl. III, 264, 
5) Explanatio in artem: Donati, Keil IV, 485,15 f. 
201
	        
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