Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

friedigender Friede war zustandegekommen, Kremsmünster aber ver- 
suchte in diesen Jahren unter dem klugen und einflußreichen Abt Leon- 
hard II. Achleuthner, den seine Gegner den „Bauern-Aristokraten‘ nann- 
ten, allseitig aufzubauen. 
Ausdruck dieser Entwicklung geben die beiden Reden, welche der 
Unterrichtsminister Paul Frh. v. Gautsch und der Abt bei der Einweihung 
des neuen Gymnasialgebäudes hielten (Gr.-Pr, 1892, 105 f.). 
Der Minister sagte u. a.: „Das Ansehen, dessen sich die Lehran- 
stalt des Stiftes in unserem Vaterland erfreut, liefert einen vollgiltigen 
Beweis dafür, von welchen Erfolgen die hingebungsvollen Bemühungen 
(um die Jugenderziehung) begleitet sind. Tausende von Schülern haben 
an der Anstalt ihre Ausbildung erlangt, Männer, welche in alien Lebens- 
stellungen zur Ehre Österreichs thätig sind, erinnern sich in treuer An- 
hänglichkeit und aufrichtiger Dankbarkeit der Wohltaten, die sie an 
dieser Stätte genossen haben. Diese so verdienstreiche Wirksamkeit aber 
verpflichtet auch die Unterrichtsverwaltung zum wärmsten Danke. ... 
Und so wird dann die Anstalt selbst unter treuem Festhalten. an ihren 
ehrenvollen Traditionen bis in die fernste Zukunft blühen, wachsen und 
gedeihen!“ ' 
In seiner prägnanten Art erwiderte der Abt: „Treu dem Geiste des 
Benedictinerordens .. . hat dieses Ordenshaus seit seinem Bestande sich 
Unterricht und Erziehung zur höchsten Aufgabe gestellt. Die Schulen 
Kremsmünsters sind so alt wie das Stift selbst. Geleitet von den Grund- 
sätzen, welche die heilige römische Kirche als Grundfeste der Wahrheit 
und als die wahre Erzieherin des Menschengeschlechtes in ihrem unver- 
änderlichen Schatze bewahrt und hütet, begeistert für ihre segensreiche 
Aufgabe, unberührt und unbeirrt von dem politischen Getriebe der Welt, 
in allen Zeitfragen weise Mäßigung beobachtend, durchglüht von echtem 
Patriotismus, der für Fürst und Vaterland kein Opfer scheut, haben die 
Benediktiner von Kremsmünster von jeher echte Religiosität, wahre Bil- 
dung und opferwilligen Patriotismus in der ihr anvertrauten Jugend zu 
nähren und zu verbreiten gesucht. Trotz der Stabilität der leitenden 
Hauptgrundsätze haben dieselben allen Forderungen und Fortschritten 
der Zeit auf dem Gebiete des Unterrichtes und der Erziehung die vollste 
Beachtung geschenkt . . .‘“ 
Wie man um die Jahrhundertwende diese Erziehungsgrundsätze 
zeitgerecht zu verwirklichen suchte, sei an den kennzeichnenden Ab- 
schnitten der 
„Disziplinarordnung für das k. k. Gymnasium der 
Benediktinerzu Kremsmünster“ ' 
von Juli 1899 (G.-Pr. 1905, 137—150), welche bis zum Ende der 
Donau-Monarchie Geltung hatten, beleuchtet: 
In 44 88 sind so ziemlich alle Möglichkeiten des studentischen Le- 
bens bis ins Detail behandelt. Diese Ordnung gewährt darum auch einen 
guten Einblick in die damals bestehenden Verhältnisse in Österreich. 
Stark betont erscheint immer wieder die gute äußere. Form des Be- 
1] 894 * 
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