Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

schaft, errichten. 1780 folgte die Kanzel für Kirchengeschichte, 1782 
die für peinliches Recht. Maria Theresia überhäufte Stift und Akademie 
mit ihrer Gunst. Sie hat dem Stift den kostbaren Ornat gewidmet und 
erklärt; daß „keine Akademie den Adel besser erziehe und gründlicher 
in der Religion unterrichte‘. Noch 1779 ward die Ritter-Akademie in 
den freundlichsten Worten für immerwährende Zeiten bestätigt worden. 
Ein neues Ruhmesblatt der theresianischen Zeit ist die Errichtung 
der Sternwarte in den Jahren von 1748—1758 nach den Plänen. des 
bayrischen . Benediktiners Anselm Desing. Sie wurde sofort mit kost- 
spieligen Apparaten und sehr wertvollen Instrumenten bereichert. Die 
naturhistorischen Sammlungen wurden angelegt. 
Die Grundlage für diese Anstalten der Wissenschaft, des Unter- 
richtes und der Erziehung war und blieb das Gymnasium. Daher wid- 
meten ihm die Äbte auch in dieser Zeit ihre besondere Obsorge. Alexan- 
der Fixlmillner (1731—1750) erließ 1737 neue Statuten für das Gymna- 
sium. Da dasselbe 1748 nicht weniger als 162 Schüler zählte, wurde 
1752 in Anschluß.an die Studienverordnung der Kaiserin vom Jahre 
1752 eingehender „Methodus docendi in scholis humanioribus obeser- 
vanda‘“ eingeführt. Schon 1741. hatte er die Zahl der Professoren von 
drei auf fünf erhöht. Auch das Museum wurde in gleicher Weise er- 
weitert und mit einer neuen Ordnung bedacht. Sehr am Herzen lag dem 
frommen Prälaten das Seelenheil der Studierenden, die im Ort wohnen 
mußten. Zu ihrem Schutz erließ er 1749 einundzwanzig „Maßregeln, die 
Crembsminsterischen Bürger, Kosthern, Kostfrauen und andere in un- 
sern Markht in ansehung der Studenten betreffend‘ (Altinger, S. 128 {f.), 
wobei die Einhaltung einer genau geregelten. Tagesordnung eingeschärft 
wird. 
Bedeutende Veränderungen brachte ein k. k. Dekret des Jahres 
1776. Es bestimmte. zweimal des Jahres, zu Ostern und im Herbst, feier- 
liche öffentliche Prüfungen, Verlesung der Verdienstklassen und Ver- 
öffentlichung gedruckter Klassenverzeichnisse; jährlich im Herbst eine 
Verteilung der Prämien, die in. Medaillen mit dem Bildnis der Kaiserin 
bestanden. Klassifiziert wurden: Sitten, Anlagen, Verwendung, Fort- 
gang. Es gab drei Stufen: die erste Stufe. oder die des besten Fort- 
ganges (Verdienstklasse), die zweite oder die des mittelmäßigen, ‚die 
dritte oder die des untüchtigen oder fast untüchtigen. 1780 erhielt das 
Gymnasium, dem die Äbte des Stiftes bis auf diese Zeit wenigstens als 
Lokaldirektoren vorstanden, einen auswärtigen Direktor, den Kreis- 
hauptmann, dem ein Weltgeistlicher als Stellvertreter und Assessor bei 
den Prüfungen zur Seite stand. 1 N 
Q9 viel Kraft und Glanz erweckte Neider von geistlicher und welt- 
licher Seite. Der Tod Maria Theresias raubte dem Werk die große Pro- 
tektorin. Schon 1782 verbreitete sich die Nachricht von der Aufhebung 
des Gymnasiums, der Akademie, ja des Stiftes. Im nächsten Jahre leitete 
die Stiftsvorstehung eine Bittschrift wegen Erhaltung der Schulen näch 
Linz an die Landesregierung, die abschlägig beschieden wurde; Man er- 
zählte, daß der‘ Landespräsident Graf Christoph von Thürheim persön- 
lich Wohnungen gesucht habe, um die von Kremsmünster nach Linz 
übersiedelnden Studenten unterzubringen. Der Befehl, die Eltern zu be- 
44
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.