Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

um 675) weist ein ähnliches Motiv, aber in für die Plastik vereinfachter Form auf. 
Die geometrische Bandverzierung des Pethöhazer Kelches dürfte ihr Vorbild etwa 
auf Folio 116 b des Book of Durrow (Kendrik Tfl 37) oder bei dem Echternacher 
Evangeliar auf fol 18 b (Kendrick Tfl 55) haben, das um 750 entstanden und vom 
Book of Durrow abhängig ist, Man vergleiche besonders die Ecken der Verzie- 
rungsrahmen und bei letzterem Werk auch die Mittelpartien mit den Verzierungen 
des Kelches! Man wird sich des Eindruckes der Verwandtschaft der Bandgeflechte 
kaum erwehren können. | 
Vielleicht darf man die Entstehung des Kelches, wenn man noch seine ein- 
fachere (im Vergleich zu der des Tassilokelches) Kuppaform berücksichtigt etwa 
um 700 oder etwas früher ansetzen. 
13. Wie wichtig die gute Wiedergabe eines Kunstwerkes ist, zeigt der Ver- 
gleich der Abbildung des Kelches bei Braun, Bild 3 der Bildeinlage ‚zwischen 
S. 128 und 129, mit der eben genannten. Durch erstere würde man bei Unter- 
suchungen zu falschen Schlüssen verleitet. 
14. Das Heilandbild der Kuppa darf nicht als Salvatorbild an sich aufge- 
faßt, sondern muß als thronender Christus im Sinne der Majestas Domini be- 
trachtet werden. Das Johannes-Baptista-Bild kommt in diesem Zusammenhang 
nicht in Frage, wie schon im 5. Kap., S. 40f,, gezeigt wurde. 
15. Calmette (S. 98) verlegt das Ereignis in das Jahr 782, . 
16. Über die folgenden geschichtlichen Angaben vgl. Riezler, Geschichte 
Baierns I. Bd. und Weiß Weltgeschichte IV. 77 ff. 
17. Calmette macht zum Namen Desideratas (S. 50) folgende interessante Be- 
merkung: „Wir kennen die Namen der anderen Töchter des Desiderius, nur den 
der Braut Karls kennen wir nicht. In den meisten Geschichtsbüchern wird sie 
Desiree genannt. Diese Präzision mahnt zur . Vorsicht. Desiree ist die. weibliche 
Form des Namens Desiderius. Nun ist gewiß nicht unwahrscheinlich, daß die 
Tochter eines Königs mit dem lateinischen Namen Desiderius Desiderata getauft 
wurde, aber nur in einer Quelle finden wir diese Bezeichnung, und auch da ist es 
nicht sicher, ob die Worte desiderata filia einen Namen wiedergeben. Man kann 
sehr gut eine „erwünschte Tochter“ sein, ohne deshalb Desire zu heißen. Einhard, 
der uns so viel verschweigt, verschweigt. uns auch den Namen dieser Prinzessin.“ 
18. MGH. SS. .25, 670. 
19. Dr. P. Altman Kellner, Das Stiftergrab von Kremsmünster. Die Furche. IV. 
(1948) Nr. 30. | 
20. Tassilo II. ist um 741 geboren, war also im Jahre des Jagdunglückes TT7 
oder etwas früher etwa 35 Jahre alt: müßte damals einen Sohn, eben. den Gunther 
im Alter von etwa 18—20 Jahren gehabt haben, was nicht anzunehmen ist, Seine 
Hochzeit mit Liutpirga fällt um 769. Auch von diesem Standpunkt aus ist also die 
Sage nicht zu halten. „ ; 
21. Die abgeschlossene Arbeit wurde unter anderen auch Dr. Jurascheck, dem 
Landeskonservator von Oberösterreich vorgelegt. Er übergab zu dem fraglichen 
Punkt eine so feine Ergänzung, daß sie mit gütiger :Erlaubnis des‘ Verfassers gerne 
hier wortwörtlich übernommen und die entsprechende Zeichnung beigegeben wer- 
den soll, | 
Die Maßverhältnisse am Tassilokelch, 
Wie sich bei Überprüfung der Maße des Täassilokelches, die mir P. Pankraz 
Stollenmayer samt seiner präzisen Zeichnung der Kelchschnitte in liebenswürdiger 
Weise zur Verfügung stellte, ergibt, sind die Hauptmaße des Kelches durch den 
Goldenen Schnitt gewonnen: EN 
1. Das Verhältnis von Breite (Kuppadurchmesser) zu Höhe (Gesamthöhe). 
2, Teilung der Höhe durch die Nodusachse. 
Ganzzahlige Annäherungswerte. (Faustregeln) für die aus der Geometrie 
entnommenen „harmonischen‘“ Verhältnisse waren bereits der Antike geläufig. So 
gilt als Annäherungswert: 
für den Goldenen Schnitt 5:8:13 (Lameesche Reihe) 
für die Höhe im gleichseitige Dreieck: 6 (genau 6.06): 7 
7 (genau 6.93) : 8 
/ Sa ‚13 (genau .12.99) : 15 
für Durchmesser zu Kreisumfang. 8. :. 25. 
(5)
	        
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