Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Die Rieder. 
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Nied. Negingev von Med. Die Nieder. 
Dor der Anführung der geschichtlichen Nachrichten über die Herren 
von Ried wollen wir die sprachliche Bedeutung des Ortsnamens Ried 
ins Auge fassen. Ried, mittelhochdeutsch Riet, althochdeutsch Riot, hat 
nach Grimms Deutschem Wörterbuch (VIII., 913—917) verschiedene 
Bedeutungen. 
In seiner Grundbedeutung bezeichnet Ried die einzelne Riedpflanze, 
die Rohrstaude als lebendes Gewächs, das gemeine Rohr, dann die 
einzelne abgeschnittene Riedstaude in ihren verschiedenen Verwendungen: 
Stab, Flöte, Weberkamm, ferner eine Menge abgeschnittener Riedpflanzen 
zur Bereitung von Schreibfedern oder zum Dachdecken. 
Als Sammelwort bedeutet Ried viele zusammenwachsende Ried 
pflanzen, dann Röhricht, den feuchten, mit Ried bewachsenen Boden, 
endlich Sumpfgrund, Moorboden. 
Ried, in der Nebenform von Reute, hat die Bedeutung 1. eines 
ausgereuteten Holzes oder Buschwerkes, 2. eines von Holzwuchs gereinigten 
Platzes, eines Rodelandes. Reut, Ried, Rodeland, Reutfeld bedeuten 
somit ein ausgestocktes, ausgereutetes, neu aufgebrochenes oder um 
gerissenes und fruchtbar gemachtes, früher nicht angebautes, sondern mit 
Hecken und Sträuchern verwachsenes Land. Endlich bezeichnet Ried 
3. eine Ansiedelung auf einem solchen, durch Rodung urbar gemachten 
Lande mit dem Nebenbegriffe der Kleinheit. 
In vielen Fällen ist die ursprüngliche Bedeutung der Ortsnamen 
Ried für die lokale Detailforschung nicht mehr erkennbar: ob mit Ried, 
d. i. Niederwald, bewachsene, feuchte, sumpfige Gegend, oder Rodeland. 
Bei unserem Ried besteht jedoch kein Zweifel. Es trügt seinen Namen 
nicht so sehr von Ried als Rodeland, sondern von dem ehemaligen 
Riedholze. Dasselbe stieß im Mittelalter an der Nordseite an den 
ältesten Burgfrieden von Ried. Es dehnte sich vorher wahrscheinlich an 
den beiden Ufern der Oberach und Breitsach, auch über die Grundfläche 
aus, auf welcher heute die Stadt Ried steht. Demgemäß wird in den 
mittelalterlichen Urkunden das Landgericht nie das Rieder Gericht, sondern 
das Riedgericht genannt. In gleichem Sinne heißt der Wald unweit 
Patsgheim heute noch der Patigheimer Ried. Ebenso bedeutet der Name 
des Ortes Eschlried in der Pfarre Tumeltsheim einen Wald von Eschen 
(lateinisch oseulns). Im Gegensatz zu Ried als Niederwald bezeichnet 
Hart Hochwald. Hievon stammen die Ortsnamen: Hart, Hartberg, 
Hartheim, Hartkirchen, Hönhart.
	        
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