Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Ried 1848. 
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Mährend der ruhigen Regierungsjahre des Kaisers Franz I., von 
1815 angefangen, konnten die Völker Oesterreichs die Segnungen eines 
dauernden Friedens genießen. Handel und Gewerbe wurden durch Er 
richtung von Verkehrsanstalten, Postverbindungen, Telegraphenleitungen 
und den Bau der ersten Eisenbahnen gefördert. Die bäuerlichen Reali 
täten hatten in den 1830 und 40er Jahren durch das Steigen der Ge 
treidepreise im Werte sehr zugenommen. Sonst waren die gemütlichen, 
die wohlfeilen Zeiten, in deren angenehmen Erinnerung mancher Alte 
heute noch schwelgt. In Staat und Kirche herrschte noch das 
Josephinische System. Es war ein politisches Stillleben. Seit dem 
Jahre 1815 arbeitete bereits die Revolution im Geheimen, aber desto 
rühriger am Umstürze der Throne. Auch in Oesterreich hatte diese ihre 
Sendlinge. Das Volk wurde durch geheime Mittel gegen die absolute 
Regierung des Fürsten Metternich aufgehetzt. So kam das verhängnisvolle 
Jahr 1848. Zuerst brach die Revolution in Paris aus. Louis Philipp 
wurde enthront und am 24. Februar 1848 die Republik in Frankreich 
ausgerufen. Dem Beispiele von Paris folgten bald die übrigen Haupt 
städte Europas. Am 13. März 1848 brach in Wien der Sturm los. 
Ferdinand I. verhieß seinen Völkern am 15. März 1848 eine Verfassung. 
Das kaiserliche Patent wurde, von der Reichshauptstadt angefangen bis 
herab zum letzten Dorfe, mit Begeisterung aufgenommen. Der Bürgen 
I. Anton Räpolter ließ ein Büchlein mit dem Titel erscheinen: „Nimm 
mich mit und erzähle nach späten Jahren den Kindern und Enkeln, wie 
im k. k. landesfürstl. Kreisorte Ried im Inkreise die von Sr. Majestät 
dem Kaiser Ferdinand I. am 15. März 1848 verheißene Constitution 
am 23. März 1848 festlich begangen worden ist." 
Beim Bekanntwerden des kaiserlichen Patentes sah man in Ried 
überall in den Gassen Leute stehen. Sie besprachen das wichtige Tages 
ereignis. Die Bürger wurden viertelweise auf das Rathaus berufen. 
Der Syndikus Achleitner setzte ihnen in gehaltvoller Rede die Bedeutung 
der Konstitution auseinander. Es wurden die ersten Kokarden in weiß, 
und in den Landesfarben auf den Hüten und an den Kleidern getragen. 
Der Magistrat setzte das Konstitutionsfest auf den 23. März 1848 fest. 
Von jedem Hausgiebel am Hauptplatze und in den Nebengassen wehten 
schon am Vorabend, am Mittwoch, den 22. März, Flaggen in weiß, 
schwarz-gelb, rot-weiß mit Inschriften: „Constitution, Nationalbewaffnung,
	        
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