Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1816-1848. 
599 
Med lS16 As 1S4S. 
^Im 20. April 1816 kamen bereits die ersten österreichischen Ver- 
pflegsoffiziere, am 26. die für Braunau bestimmten Militärbäcker in 
Ried an. Am 1. Mai vormittags traf das 7. Feldjäger-Bataillon 
in dem Markte ein. Dasselbe wurde von Hag, als der letzten Nacht- 
statten, herauf von den Bürgern und Frauen des Marktes Hag mit 
Pferden und Wägen begleitet. Außer dem Linzer Schlagbaum beim 
Ortbauern-Brückl hatte sich die Nationalgarde von Ried noch in blauer 
bairischer Uniform, aber schon zum größeren Teil mit österreichischen 
Kokarden versehen, zum Empfange aufgestellt. Unter den Klängen der 
Bürger-Musikkapelle, großem Jubel und Hochrufen auf Oesterreich mar- 
schierten die Jäger in Ried ein und stellten sich ans einer Seite des 
Hauptplatzes auf, auf der anderen dagegen die mit dem Bürgercorps 
vereinigte Nationalgarde. Das Bataillon wurde im Markte bequartiert. 
Den Offizieren zu Ehren gab die Bürgerschaft beim goldenen Hirschen 
einen Ball. Am 2. Mai erfolgte der Abmarsch nach Braunau. Das 
Bataillon verblieb daselbst als Garnison. 
Es fielen bedauerliche Excesse vor. Nach dem Einmarsch der Jäger 
wurden die bairischen Wappen und Embleme zerschlagen, die bei den 
Aemtern angehefteten Kundmachungen in Fetzen gerissen und in den Kot 
geworfen, die bairischen Zollbeamten, wenn sie sich blicken ließen, 
beschimpft, mit Gläsern und Steinen beworfen, die abziehenden bairischen 
Gendarmen insultiert, wegen ihrer bairischen Gesinnung bekannte Bürger 
gehöhnt. Die bairischen Beamten mußten in ihren Quartieren zur 
Nachtzeit manche Belästigung erfahren. Sie verließen alle beim Abend 
dunkel den Markt Ried. 
Am 6. Mai nach der amtlichen Verkündigung der Landeshoheits 
veränderung geschahen wiederum Unfüge. Am Mittag zog ein Haufe 
von Excedenten unter Vortritt von Musikanten vor das Rathaus. Einige 
bestiegen eine Leiter und nahmen unter schimpflichen Reden das bairische 
Landeswappen herunter. Sie zogen dasselbe im Straßenkot herum und 
schlugen es endlich in Trümmer. Dafür wurde ein alter österreichischer 
Adler von einem Tabakverschleißladen angeheftet. Auch vernichteten sie 
die beschmutzten bairischen Wappenschilder von den Thoren. Eine Rotte 
bezahlter Gassenjungen zog vor die Häuser der bairisch gesinnten Bürger, 
kehrte die Gassen vor diesen Häusern unter Schweinegrunzen nachahmen 
den Lauten. Zur Nachtzeit hörte man einzelne Gewehrschüsse und 
Rufe: „Nieder mit den bairischen Patrioten" (Rapolter).
	        
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