Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Kolonisierung. 
Als im Jahre 1876 der Schienenstrang durch das Antisenthal 
gegen die einst so stillen Waldeshöhen des Hausruck hinausgelegt wurde, 
kamen bei den Erdaushebungen auf den Wiesen um Aurolzmünster 
Pferdehufeisen zum Vorschein. Diese Eisen haben eine so kleine Form, 
daß sie zum Huf eines deutschen Pferdes gar nicht passen. Man läßt 
dieselben von den kleinhufigen ungarischen Rossen stammen, welche in 
der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts mit halbasiatischen Reitern 
flüchtigen Laufes die deutschen Thäler durcheilten. 
An die Einfälle der Ungarn knüpfen sich für unser Land wichtige 
Thatsachen: die Wiedereinführung des Herzogtums in Baiern und die 
Festbegründung der Ostmark. Die Kämpfe mit den Ungarn erforderten 
einen starken Widerstand. Die Gaugrafen hatten den Heerbann auf 
zubieten. Ihrer Kriegsführung fehlte aber die einheitliche Leitung. Es 
stellten deshalb die deutschen Stämme aus ihrer Mitte den mächtigsten 
Adeligen mit herzoglicher Gewalt an ihre Spitze. Die schwachen fränkischen 
Könige vermochten nicht, sich dagegen zu wehren. Seit dem Jahre 908 
war Arnulf wieder der erste Stammesherzog in Baiern. Zur that 
kräftigen Bekriegung der Ungarn setzte König Otto I. Gränzgrafen ein. 
Es gelang Liupold aus dem Geschlecht der Babenberger, die Veste Melk 
zu erstürmen und die Ungarn über den Kalenberg zurückzuwerfen. Durch 
ihn wurde die Ostmark (das Ostreich, Ostarrichi) fest begründet. 
Der große Sieg über die Ungarn bezeichnet die Rückkehr zur Ruhe 
und Kultur. Es erblühten wiederum die Religion und kirchlichen Insti 
tute, der Ackerbau und die Gewerbe. Die alten Gotteshäuser erhoben 
sich aus den Ruinen. Dazu kamen neue. 
In den Waldgegenden machte die Kultur in jenen Jahrhunderten 
langsam Fortschritte. Darauf deuten die Ortsnamen: Reut und Schwent. 
Zu den Zeiten des hl. Abtes Berthold besaßen die Brüder des Klosters 
Garsten um das Jahr 1100 das Gut Ritte (Rute) am Hausruck. Der 
Markgraf Otakar VI. von Steyr hatte ihnen dasselbe für die Zehente 
zu Cherbach übergeben. Wegen ihres besseren Nutzens verkauften sie aber 
ihren Anteil daran mit einem Weinberg. („Ad Husrugkun loco, qui 
dicitur Ritte (Rute) predium pro decimis Cherbach dandis tradidimus, 
cuius partem cum uinea gratia meliorandi atque conmodius ponendi 
fratres uendiderunt.“) So das Traditionsbuch von Garsten (Urk.- 
B. I., 12—13). An den sonnigen Gehängen des Hausruck wurden 
schüchterne Anfänge mit Weinbau gemacht. Die kleinen Weinberge 
erlagen später wieder dem rauhen Klima. Nach Inhalt des Schenkungs 
buches (Urk.-B. I., 140) besaß auch das Stift Formbach um das Jahr 1120
	        
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