Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Ried in der Bauernrebellion 1705—1706. 
Ried wWend der ßamsHen BauernkköMori 
1705—1706. 
Tier große Bauernkongreß zu Braunau hat in einem Memorandum 
an den Reichskonvent zn Regensburg vom 23. Dezember 1705 die 
bewegenden Ursachen des Aufstandes dargelegt. Sie sind hauptsächlich 
folgende: 
1. Unerhörter Druck durch Beamte und die im Quartiere liegenden 
kaiserlichen Völker; 2. die Anordnung einer Rekruten-Aushebnng von 12000Mann 
in Baiern für die kaiserliche Armee in Ungarn und Italien, je eines 
Mannes von acht Höfen oder Erlag von 16 Gulden beim Loskaufe, 3. erneuter 
Auftrag zur Stellung von 4000 Mann ohne Bewilligung des Loskaufes 
(jeder Ausreißer sollte niedergehauen oder sogleich gehenkt werden, sein Dorf 
einen anderen Mann stellen); 4. die Schleifung der bairischen Festungen; 
5. der Wunsch der Bauernschaft nach größerer Unabhängigkeit von der Obrig 
keit, nach Minderung der durch Max Emanuel infolge des Türkenkrieges 
und des enormen Aufwandes des kurfürstlichen Hofes gewachsenen Steuerlast 
und Setzung auf den alten Fuß, wie vor dreißig Jahren; 6. Anhänglichkeit 
an das alte Kurhaus; 7. Besetzung der Stadt und des Rentamtes München 
durch die Kaiserlichen und Abreise der Kurfürstin nach Venedig, die befürchtete 
Abführung der Kurprinzen nach Oesterreich endlich 8. Aufreizung durch französisch 
Söldlinge. 
Die Hauptpunkte des Memorandums sind aus dem Originalakte 
des Stiftes Reichersberg in des Verfassers Skizze über Ort a. d. Antisen 
(77—82) angeführt, auch abgedruckt in Hormayr's Taschenbuch 1835 
(144—66.) Das Memorandum beklagt tief, daß vor etlichen Jahren 
„das unschuldige, vorhin allzeit^des Friedens und der Eintrechtigkeit gegen 
denen Benachbarte beflissene Land Bayern" in einen unglückseligen 
Krieg verwickelt worden sei und hierdurch für ganz Europa „zu einem 
rechten Schauspill .... dienen müssen .... aller martialischen Grausamb- 
keiten, deren leidige Frucht und traurige Reliquien mit keiner Feder 
genügsamb zn exprimieren, sondern von denen Jnsessen vilmehr mit 
bluetigen Zähren zu beweinen feint, ... da dann die verderblichen 
feindliche Kriegsflammen von allen Endten und Seiten .... einge- 
trungen und so mithin die mehrmalig wiederholte damals feindlich 
gewest Jnvasiones, schwere Prandschätzungen, vilfeltige Plünderungen 
auch gueten Theils Sengen und Prenen die Habschaften der unschuldigen 
Unterthanen und Jnsessen hingenommen und verzährt, daß in Bälde 
nichts dann die sichtige erbarmnußwürdige Merkmahlen gewester Armuth
	        
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