Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1248-1384. 
119 
Besitze Schamiberger. Unter diesem Namen erscheinen zuerst die Brüder 
Heinrich und Gebhard. Auf welche Weise die Herren von Julbach zu 
dem großen Macht- und Landbesitz gekommen sind, in welchem sie als 
Schaunberger plötzlich auftreten, ist bis jetzt noch nicht genügend auf 
geklärt, höchst wahrscheinlich durch Erbschaft von den Formbachern, mit 
denen sie in irgend einer Weise verwandt waren. Beim Antritt ihres 
neuen Besitztums um Aschach wußten sie auch sehr bedeutende Lehen von 
mehreren Bistümern wie Bamberg und Passau zu erwerben. Zum 
Schutze ihrer bedeutenden Liegenschaften erbauten sie nun zwei stattliche 
Vesten und zwar eine auf einem Bergkegel bei Hilkering, welche sie Stans 
nannten, und eine zweite größere weiter abwärts auf einem vorspringen 
den Felsen an der sich von der Donau gegen Eferding im Halbkreise 
hinziehenden Hügelreihe und gaben ihr wegen der weiten Fernsicht über 
das ganze Donauthal und auf den herrlichen Strom den Namen 
Scovenberc, Schauenberg, Schaunberg als einer Veste mit der weiten 
freien Aussicht oder dem Luginsland. In der Mitte des 14. Jahr 
hunderts stand die Schaunberg'sche Macht im Zenith. Von den bairischen 
Marken bis an die Mauern von Linz und hinüber bis zum Gestade 
des Atersees reichte das unumschränkte Machtgebot der Grafen von 
Schaunberg. Die Herzöge von Oesterreich und Baiern warben um 
Bündnis und Freundschaft, die mächtigsten Dynastengeschlechter traten 
zu ihnen in Schwägerschaft. Das Ansehen wurde mit der Grafenwürde 
um 1314 bedeutend gehoben. Die Schaunberger empfingen ihre Besitz 
ungen stets von den deutschen Königen unmittelbar zu Lehen. Sie 
betrachteten sich als vollkommen unabhängig in ihrem Gebiete. Sie selbst 
entschieden — wie im übrigen Oesterreich der Herzog durch den obersten 
Landrichter — die Rechtssachen des Klerus, auch über Leib und Eigen ihrer 
adeligen Dienstmannen. Ohne ihre Zustimmung durfte in ihrem reichs 
unmittelbaren Gebiete keine neue Burg angelegt werden. Das eigentliche 
Schaunberger Gebiet begriff die Landgerichte Schaunberg oder Donauthal, 
Peuerbach und Erlach in sich. Dazu kamen noch die Landgerichte Tegernbach 
und Kamer. Von dieser Höhe der Machtvollkommenheit folgte ein jäher 
Sturz. Seit der Erwerbung der österreichischen Lande waren die Habs 
burger stets auf die Konsolidierung der Landeshoheit bedacht. Schon 
Albrecht I. hatte den Schannbergern Wachsenberg entrissen. Seine 
Nachfolger waren jedoch durch die Kriege mit Baiern verhindert, das 
begonnene Werk mit Gewalt durchzusetzen. Sobald sie aber die Bundes 
genossenschaft der Schaunberger entraten konnten, benützten sie jede 
Gelegenheit, um sie zu umgarnen und unter die österreichische Landes-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.