IV
Vorrede.
Zwei in neuerer Zeit erschienene Büchlein verzeichnen für die Ge
schichte von Ried viele sehr brauchbare Notizen, in Bezug auf die ältere
Geschichte treten sie in Listles und Pillweins Fußstapfen:
„Topographisch-statistische Mittheilungen über Ried von JosephK ranz I."
Separatabdruck aus dem „Rieder Wochenblatt". 1882. 49 Seiten in
Kl. Octav.
„Die Stadt Ried im Inkreise. Eine Sammlung topographisch
statistischer und historischer Notizen nebst Häuser - Verzeichnis, Amts-
Schematismus und Geschäfte-Verzeichnis." Ried, Joseph Fridrich & Comp.,
1890. 80 Seiten in Kl. Octav.
An diese gedruckten Schriften reiht sich ein umfangreiches Manuskript
des verstorbenen Kaufmanns Johann Anton Rapolter in Ried. Schon
sein Vater, Handelsmann auf dem Hanse Nr. 18, neu 39 am Hauptplatze,
hat die von ihm miterlebten Ereignisse während der französischen Kriegs
jahre 1800—1810 und während der bairischen Regierung 1810—1816,
sowie manche Wetterbeobachtungen aufgezeichnet. Als der erste von der
Rapolter'schen Familie war der nachmalige Marktrichter Johann Michael
Rapolter, Handelsmannssohn von Reichenhall, im Jahre 1763 nach Ried
gekommen und war von Richter und Rat auf die Gierin'sche, ehemals
Moser-' und Hilleprand'sche Handlungs- und Leinwandhandlungsgerechtig
keit am genannten Hause Nr. 18 aufgenommen worden (Ratsprot. 22).
Johann Anton Rapolter verkaufte dieses Hans seines Großvaters und
kaufte das Haus Nr. 4, neu 28 am unteren Hauptplatze. Als Kaufmann
kannte er Land und Leute, als vieljähriger Magistratsrat, als provisorischer
Gemeindevorstand 1848—1850, als Gemeinderat alle örtlichen Ereignisse
und Gemeindeverhältnisse seines Geburtsortes. Er legte Gemeindematrikeln
und einen Quartierkataster an, verfaßte aus den Kammer-, Kirchen-,
Brnderschafts- und anderen Rechnungen des Marktarchives, sowie aus
den Rats- und Verhörsprotokollen viele Auszüge. Neben den Aus
schreibungen der miterlebten Ereignisse haben diese Auszüge einen großen
Wert, weil unterdessen ein Teil dieser Protokolle verbrannt und die
meisten dieser Rechnungsbücher vernichtet worden sind. In Bezug aus
die ältere Geschichte, welche neben Ried auch das Jnviertel behandelt,
hat das Rapolter'sche Manuskript keinen Wert. Rapolter nahm als
v.ö. Landtagsabgeordneter 1848—1849 und 1861—1870 an den Landtags
verhandlungen großen Anteil. Wegen des Antrages auf Aufhebung des
politischen Ehekonsenses wird sein Name in der Landesgeschichte immer
genannt werden. Johann Anton Rapolter starb, 79 Jahre alt, am
29. März 1879 und wurde „als ein Stück von Altried" unter vieler