Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

sagte ihnen fein letztes Lebewohl. Alle Anwesenden hatte tiefe Rüh¬ 
rung ergriffen, schluchzend und weinend umstanden sie das Lager. 
Nur der Kaiser selbst blieb gesaßt. „Warum weinet ihr, sprach er, 
daß ich ein Sterblicher sterben muß? Thnt, was Männern geziemt; 
euch liegen andere Geschäfte ob, überlasset die Thränen den Weibern." 
Während dieser Vorgänge in Wels fassen die kaiserlichen Hosräte 
mit den Räten der Lande in Linz, eifrig mit den ihnen aufgetragenen 
Arbeiten beschäftigt. Abwechselnd kamen bald mehr bald minder 
günstige Nachrichten, bis sie endlich am 11. um 5 Uhr Abends den 
Befehl erhielten „förderlich nach Wels zu kommen, es stünd sorglich 
um kaiserliche Majestät." Als sie in Wels anlangten, fanden sie 
den Kranken „unredend", obgleich bei vollem Verstände bis zum letzten 
Atemzuge. Wiederholte Ohnmächten stellten sich ein, in denen sein 
Leben entfliehen zu wollen schien. Auf die Ermahnung des Karthänsers, 
sich Gott, der hl. Jungsrau und St. Georg seinem besondern Patrone, 
Zu empfehlen und tapfer zu streiten gegen seine unsichtbaren Feinde, 
wie weiland gegen seine sichtbaren, entgegnete der Sterbende: „Von 
ganzem Herzen, von ganzer Seele verlange ich das zu thun." Von 
7 Uhr abends an wurde auf seinen ausdrücklichen Befehl laut gebetet 
und gelesen. Der Abt von Kremsmünster, der Karthäuser, die Hof- 
kapläne Thomas Krieger und Wilhelm Waldner lasen abwechselnd 
die Vußpsalmen und 'den Passion. Um 8 Uhr nam die Schwäche 
bedeutend zu, daß der Kaiser g?gen seinen Kammerdiener Vogel äusserte: 
„Ich werde nun abreisen zu meinem Herrn Jesus Christus. Wohlan, 
ich bin zu dieser Reise mit Gottes Gnaden vollkommen gerüstet." 
Dies war sein letztes Wort; die Zuspruch? des Karthäusers erwiderte 
er durch Mienen und Geberden. Als Waldner eben im Passion die 
Worte gelesen hatte: „Er neigte sein Haupt und starb", entschlief 
Kaiser Maximilian I. in Folge einer durch Dysenterie herbeigeführten 
Schwäche in der damals landesfürstlichen, dann Auersperg schen Burg 
zu Wels sanft und ruhig im 60. Jähre feines thatenreichen Lebens, 
es war am 12. Januar 1519 nach 3 Uhr srüh *). 
*) Nachstehende Verse von Sebastian Tombner bezeichnen das Sterbegemach 
des Kaisers in der Burg zn Wels: 
Kaiser Max hochlöblich hat regiert, 
Aus Vernunft und ritterlichen Thaten gespürt, 
Anheimbs mit Glimpf, höflich und mild, 
Im Feld seinen Feind selbst gesucht und gestillt, 
Den gemeinen Nutz so hochgeacht, 
Auch sein höchst kaiserlich Amt derinals bedacht, 
Daß er in Nöthen kein Gefahr hochgeacht, 
Solliches hat ihm gemacht hoch Lob und Gunst, 
Ist auch der Regierung rechte Kunst, 
Dadurch ihm geneigt war jedermann, 
Besonders Treues Herz und Gemüth der Untenhan, 
Ä^ohl gewißt, zu was er sei geboren,
	        
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