Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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starker Diarrhöe die Schuld, daß der ohnehin GesHwächte noch mehr 
erschöpft wurde. Die sehr bedenkliche Lage des Kaisers ließ sich nun 
nicht mehr verheimlichen. Ganze Nächte brachte er schlaflos zu, wäh- 
rend welcher ihm Dr. Jakob Manlius die von ihm versaßte Geschichte 
seiner Vorfahren aus dem Hause Österreich und auch seine eigenen 
Thaten vorlesen mußte. Die zwei berühmtesten Aerzte und Lehrer 
an der Wiener Hochschule, nämlich Wilhelm Polymnius — Pulinger — 
und Georg Colimitius — Thanstetter — wurden nach Wels ent- 
boten. Die Unterhaltung mit diesen gelehrten Männern gewährte 
dem Kaiser zwar viel Vergnügen aber ihre Kunst scheiterte an der 
Hartnäckigkeit des Nebels. An unausgesetzte Thätigkeit gewöhnt, hörte 
jetzt Maximilian nicht auf, sich mit Regierungsangelegenheiten zu 
beschäftigen. Er sandte feine Hofräte nach Linz mit dem Auftrage, 
vorzüglich die Türkenangelegenheit zu beraten, während er selbst mit 
einer kroatischen Gesandtschast unterhandelte, welche Rat und Hilfe 
wider die Türken fuchte. Das Befinden des Kaisers verschlimmerte 
sich unterdessen zusehends, seine Kräfte schwanden immer mehr; es war 
der Augenblick gekommen, die letzten Anstalten zur grossen Reise in 
die Ewigkeit zu treffen. In der Nacht vom 30. Dezember fertigte 
der Kaiser sein Testament. Er verordnete darin, daß sein Leichnam 
in der St. Georgskapelle zu Wiener-Neuftadt, wo _ seine ^ Mutter 
Eleonora ruhe, beigesetzt werde, machte viele wohlthätige Stiftungen, 
bestimmte die Interimsregierung bis zur Ankunft seiner Enkel und 
empfal seine getreuen Diener der Gnade der künftigen Landesfürsten. 
Fortan beschäftigte sich Maximilian nur mehr mit dem Heile seiner 
Seele. Noch in Augsburg hatte er den Karthäuser Georg Reisch 
von Freiburg i. B. zu sich nach Wels beschieden, denn er stand als 
kaiserl. Hofkaplan und Beichtvater wegen feiner Gelehrsamkeit und 
Frömmigkeit allenthalben in hoher Achtung. Als derselbe zu Wels 
am Krankenlager des Kaisers ankam, erheiterte sich sein Gesicht; er 
richtete sich im Bette aus, umarmte den Ankommenden und begrüßte 
ihn mit den Worten: „Dies ist nun der Mann, welcher mir den 
Weg zum Himmel weisen soll. Zur guten Stunde seid ihr gekommen, 
um mir auf der Reise in die Ewigkeit Beistand zu leisten."^ Einige 
Hofleute, die herumstanden, lächelten über diese Rede des Kaisers, die- 
ser aber blieb bei seiner Behauptung, daß die Stunde seines Scheidens 
sehr nahe sei. Die erste Beichte legte der Kaiser am 28. Dezember 
einem Benedictiner von Gleink ab, den er zu sich berufen hatte. 
Nachdem er am 8. Januar 1519 dies wiederum gethan hatte, empfieng 
er am nächsten Morgen in Gegenwart seines Hofstaates die hl. 
Wegzehrung mit innigster Andacht. Am 11. Januar, am Vortage 
seines Todes, wurde ihm auf Verlangen die letzte Oelung ertheilt; 
oarauf las im Krankenzimmer der Abt Johann von Kremsmünster, 
welcher ihn in der letzten Zeit seiner Krankheit nie verließ, die hl. 
Messe. Darauf reichte der Kaiser allen Anwesenden seine Hand und
	        
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