Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Nach der Aufhebung des Landtages zu Wels begab sich der Kaiser 
nach Augsburg, um den Fürsten und Ständen des Reiches die Türken- 
sache dringend an das Herz legen und die Nachfolge des Königs von 
Spanien im römischen Reiche durchzusetzen. Der Widerwille Sachsens 
und des französisch gesinnten Kurfürsten von Trier vereitelten den 
Herzenswunsch des Kaisers. Derselbe verließ am 6. Oktober Augsburg 
und vergnügte sich mit der Falkenbeize. Bei der Rennsäule am Lech- 
felde angekommen, wandte sich Maximilian nochmal um, betrachtete 
zum letzten Male die Mauern und Thürme der geliebten Stadt und 
sprach ein Kreuz über sie schlagend mit tiefer Wehmut: „Nun gesegne 
dich Gott, du liebes Augsburg, und alle frommen Bürger darinnen! 
Wol haben wir manchen guten Mut in dir gehabt; nun werden wir 
dich nicht mehr sehen." 
Heber Ehrenberg zog der Kaiser nach Jnsbruck um daselbst 
auszuruhen und sein Testament völlig in Ordnung zu bringen. Allein 
zu seiner tiefen Kränkung erfuhr er am Morgen nach seiner Ankunft, 
daß die Bürger seine Wagenrosse bis 3 Uhr auf der Gaffe^ hatten 
stehen lassen, ohne sür selbe ein Haus zu öffnen, weil die kaiserlichen 
Beamten seit Jahren ausständige Forderungen niemals berichtigt 
hatten. Dieser Schimpf vom getreuen Land Tirol gieng dem Kaiser 
tief zu Herzen; es kam ein schleichendes Fieber zum Ausbruche, das 
er durch Luftveränderung und starke Leibesbewegung zu bezwingen 
hoffte. Doch da ein geheimer Kummer an feinem L.bensmarke nagte, 
überzeugte sich Maximilian, daß seine Tage gezählt seien. In den 
ersten Tagen des November gieng er über Schwaz und Rattenberg 
nach Kufstein, wo er einige Zeit in Geschäften mit den tirolischen 
Regenten verweilte. Hier bat den Kaiser sein alter Koch, dessen Treue 
und Anhänglichkeit er schon durch 38 Jahre erprobt hatte, um Erlaub- 
nis, nur auf wenige Tage seine Frau und Kinder besuchen zu dürsen. 
„Nein, erwiderte Maximilian, du mußt mit mir ziehen, um mich zu 
Grabe zu geleiten." Ueber diese Antwort betroffen, wollte der alte 
Diener Einwendungen machen, der Kaiser versicherte aber wiederholt, 
daß er bald sterben werde. Auf dem In herabfahrend, kam er am 
11. November nach Rosenheim, am 12. nach Trostburg. Da er am 
14. und 15. zu Vecklabruck sich aufhielt, scheint er die Wasserreise 
ausgegeben und sich über Land nach Österreich begeben zu haben. 
Hier ergab er sich übermässig der Jagd und der starken Leibes- 
bewegung, welche die Schriftsteller als Ursache der Verschlimmerung 
seines Befindens angeben. Vom 17. bis 28. November hielt er sich 
nämlich abwechselnd zu Gmunden, St. Wolfgang und Ischl aus, 
besuchte dann Steyr, Ens und kam endlich in den ersten Tagen des 
Dezember in Wels an. 
Nach einer Nachricht suchte der Kaiser bei grosser Erhitzung 
seinen Durst mit Melonen zu stillen; in Folge der plötzlichen Abküh¬ 
lung soll sich nun das Fieber täglich eingestellt haben; andere geben
	        
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