Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

gemauerte Grabdenkmal für ein christliches. Aus inneren und 
äusseren Gründen verseht er auch das in der Annakapelle zu Köppach 
ausbewahrte in die christliche Zeit und hebt den für das Wachstum 
des Christentums bedeutsamen Umstand hervor, daß durch dasselbe 
für die erste Hälfte des 4. Jahrhundertes die Thatsache constatirt ist, 
das Christentum habe nicht etwa nur Leute aus den Niedern Ständen 
zu seinen Anhängern gezählt, sondern die höchsten Magistratspersonen 
volkreicher Colonialstädte. wie hier die beiden Decurionen von Ovilaba, 
Vater und Sohn, Aedile, Soldaten des kaiserlichen Prätoriums. ') 
Leider gieng die zarte Pflanze des Christentums, welche besonders der 
heil. Severinus in unseren Gegenden gepflegt hatte, nur zu bald in 
den Stürmen der Völkerwanderung wieder unter. Dafür drangen 
aber frühzeitig abermals christliche Missionäre in das schöne Land ein, 
welches die Römer Norikum genannt hatten. Schiffbare Flüsse und 
die alten Römerstraßen eröffneten ihnen die Bahn. Obwol alles in 
Schutt und Trümmern lag. so mußten sie doch die von allen Seiten 
einmündenden Straßen nach jenem Orte führen, an welchem die 
bedeutende Colonialstadt Ovilaba gestanden, dem einstigen Mittel- 
Punkt des volkswirtschaftlichen Verkehres für das obere Üfernorikum, 
von welchem strahlenartig neun Haupt- und Nebenstraßen nach allen 
Richtungen ausliefen. Vor allen ist 31t bemerken der Confular- 
Straßenarm Ovilaba — Marinianum, welcher von Wels aus die 
Richtung über Haiding, Wallern, dann an der Tratnach und am 
Inbach abwärts nach Eferding eingehalten zu haben scheint. Dieser 
Straßenarm stand mit der Consularstraße Ovilaba—Ernolatiam in 
Verbindung, welche bei Pettenbach vorüber nach Windischgarsten führte. 
Ferners war Ovilaba mit Lauriacum ein Endpunkt der inneren 
Pyhrnstraße. Daß von Wels nach Steierburg eine Straße führte, 
beweisen die Namen mehrerer Ortschaften Straß. Dasselbe gilt von 
der Verbindungsstraße zwischen Wels und Gmunden, welche zur 
Kategorie der Salzstraßen gehört. Wie die Consularstraße Ponte 
Oeni—Lauriacum, Jnsbruck-Lorch, der Länge nach, so war die 
Consularstraße Ernolatia—Ovilabam, Spital—Wels, mit ihrer Fort- 
setzung Castra Batava, Pafsau, der Breite nach vorzugsweise wohl 
Heerstraße, aber im Allgemeinen Hanptpulsader des Gesammtverkehres 
im inneren Üfernorikum sowol als zur Unterhaltung der Verbindung 
mit Binnen-Norikum. Auf der Pyhrnstraße wurden außer Oel, 
Wein und edlen Früchten aus dem tiefern Süden und den Luxus- 
artikeln des üppigen Römers, aus dem angränzenden Binnen-Norikum 
Viktualien, rohes und verarbeitetes Eisen verfrachtet. Einer der 
merkwürdigeren Straßenzüge ist der, welcher Wels unmittelbar mit 
Passau, Ovilaba—Bojodurum, verband; ihr reiht sich die direkte 
Straße von Wels nach Burghausen—Ovilaba—1Turum — Castra 
') Huber, Einführung des Christentums in Südostdeutschland, 1., 238—239.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.