Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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zu treffen. Hiefür entschädigt uns ein archivalischer Schatz, der kaum 
in einer zweiten Stadt in derWeise zu finden ist wie in Wels; es ist die sog. 
Pancharte oder das Privilegienbuch der Stadt Wels, 
verliehen am 27. März 1582 durch Kaiser Rudolph II. Das Welser 
Privilegienbuch hat um so höhern geschichtlichen Wert, da es Privilegien 
und Freiheiten enthält, die im Laufe der Zeit im Original verloren 
gegangen sind. Ueber die künstlerische Ausstattung desselben berichten 
die Mittheilungen des k. k. österreichischen Museums für Kunst und 
Industrie Nr. 133 vom 1. October 1876 Folgendes: „Gegenwärtig 
ist im Museum das Privilegienbuch der Stadt Wels in Oberösterreich 
ausgestellt, das nach Inhalt und äusserer Ausstattung nicht geringes 
Interesse beanspruchen darf. Es enthält die Bestätigung Kaiser 
Rudolph's II. für fämmtliche Handfesten, Rechte und Gnaden, welche 
die Stadt seit dem XII. Jahrhunderte her von den österreichischen 
Herzogen und einzelnen Herrschern des deutschen Reiches erlangt hatte. 
Die Reihe wird eröffnet durch einen Ablaßbrief Alexander III. für 
alle jene, welche durch milde Gaben zur Instandhaltung der Welser 
Brücke über die Traun beigetragen, und hieran schliefen sich mehr 
als 50 Urkunden mit Bestimmungen über Jahr- und Wochenmärkte, 
Umgelder, Mauten, Bann- und Hochgericht, Magistratswahlen, Vor- 
kehrungen gegen Überschwemmungsgefahren u. s. w. Die kaiserliche 
Bestätigung erfolgte zu Wien im Jahre 1582 und aus gleicher Zeit 
stammt wohl ebenfalls der äussere Schmuck dieses für Wels so wert- 
vollen Buches. Als Ziertitel dient eine Miniaturmalerei in Guache 
auf Pergament, wie auch die Privilegiensammlung auf diesem Material 
in gefälliger Cursive geschrieben ist. Nach Farbe und Komposition 
in Spranger's Weise gehalten, zeigt es das Bild des Kaisers in Präch- 
tiger Rüstung und mit dem Mantel angethan, mit Szepter, Reichs- 
apfel und Krone unter einem Baldachine, auf dem Throne sitzend. 
Genien halten über seinem Haupte einen Lorbeerkranz und in der 
umschliessenden Architektur sino allegorische Gestalten der Gerechtigkeit, 
des Friedens, der Klugheit und der Kraft vertheilt. Unten ist das von 
Greisen gehaltene kaiserliche Wappen, zu beiden Seiten geflügelte Knaben 
mit Musikinstrumenten. Von dem Einbände des Buches ist der ursprüng- 
liche schwarze Sammt allerdings vollends abgeschabt, aber die wolerhal- 
tenen Beschläge verdienen als stilvolle Vertreter der Wiener Goldschmide- 
kunst gebührende Würdigung. Sie sind aus vergoldetem Silber, gegossen 
und ciselirt, mit dem Kopfe eines alten Mannes zwischen Ornamenten 
und Blumensträußchen. Die beiden Schlichen an der Langseite trafen 
jugendliche Köpse, jene an den Schmalseiten aber Masken. Die Mitte 
der Vorderseite nimmt der kaiserliche Adel in einem Lorbeerkranze ein, 
auf der Rückseite ist das Wappen von Wels. Als Wiener Arbeit ist 
das Werk durch das städtische Beschauzeichen, ein W und darunter ein
	        
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