Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Wels von den französischen Einfällen bis znm Wiener Frieden 
1810-1815. 
Der für den Wiener Hof bestimmte französische Botschafter Graf 
Otto mußte mit aller Feierlichkeit in Wels empfangen werden, wo 
er am 23. Januar 1810 ankam, da auch dem österreichischen Botschaft 
ter Fürst Schwarzenberg von Straßburg bis Paris alle militärischen 
Ehren waren erwiesen worden. 
Die allgemeine Erwartung eines dauernden Friedens schien in 
der Vermälung des Kaifers Napoleon mit der Erzherzogin Maria 
Louise eine Bürgschaft zu erhalten. Die Gefahr eines etwaigen Krieges 
schien für die Stadt Wels jetzt um so größer, als die Landesgränze 
vom In gegen Lambach vorgerückt war; darum wurde die Nachricht 
von diesem Ereignisse um so freudiger aufgenommen. Als Fürst 
Berthier von Neufchatel zur Anwerbung nach Wien reiste, wurde er 
vom Fürsten Karl Esterhazy in Lambach empfangen. Berthier kam 
am 3. März gleich nach 12 Uhr mittags in W e l s an; Hohenzollern- 
Kavallerie, Klebeck-Jnsantrie und das Bürgercorps paradirten; die 
Pöller wurden gelöst. Am 11. März geschah zu Wien die Vermä¬ 
lung; Erzherzog Karl vertrat die Stelle Napoleons. Anfangs war 
beabsichtigt, daß die junge Kaiserin aus ihrer Reise nach Frankreich 
in Wels übernachten sollte. Deshalb wurden die dre: Gasthäuser 
in der Borstadt Nr. 83, 84 und 85 mittelst eines Durchbruches ver- 
einigt, eine bürgerliche Ehrenwache zu Pferde organisirt und mehrere 
Maler mit der Anfertigung von Triumphpforten und Decorations- 
gegenständen beauftragt. Hinterher ist jedoch der Reiseplan geändert 
worden. Maria Louise verließ Wien am 13. März, brachte oie erste 
Nacht zu St. Pölten, die zweite zu Ens zu. Kaiser Franz trennte 
sich zn Ebelsberg von ihr und begab sich nach Linz. Am 15., mit- 
tags 12 Uhr, langte die neue Kaiserin mit einem glänzenden Gesolge 
in Wels an. Der Statthalter Graf Saurau war schon um 9 Uhr 
daselbst eingetroffen. Erzherzog Anton, der Bruder des Kaisers, 
welcher voransreiste, um zu Braunau die Königin von Baiern und 
Neapel zu empfangen, passirte um 11 Uhr durch. Fürst Berthier war 
schon am 13. abends in Wels eingetroffen und hatte nach einem 
Souper seine Reise nach Braunau sortgesetzt. Die Kaiserin zog unter 
dem Geläute aller Glocken und unter dem Donner der Pöller in die 
Stadt ein; sämmtliche Behörden machten die Aufwartung, Weißgeklei- 
dete Mädchen überreichten der Kaiserin ein Gedicht; es kam eine 
Bauernhochzeit zur Aufführung. Am Ein- und Ausgange der Stadt 
waren Triumphpsorten errichtet. Hohenzollern-Dragoner und neuer- 
richtete Bürgergarde zu Pferde ritten der Kaiserin entgegen und be- 
gleiteten sie bis Lambach; eine Grenadier-Compagnie itnb das Bürger- 
Jnsantriecorps paradirten. Im Gefolge der Kaiserin befanden sich 
Gräfin Lachantzky, Fürst Par, Fürst und Fürstin Trautmannsdorf,
	        
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