Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Am 20. Januar 1765 wurde die jüngste Tochter des Kaisers 
Karl VII. von Baiern, Maria Josepha, als Braut des Kaisers Joseph II. 
in Wels feierlich empfangen. Neben der Bürgerspitalkirche in der 
Vorstadt war über die Straße, eine Ehrenpforte errichtet, 30' breit 
und 36' hoch, mit großen Säulen, einem Doppeladler und zwei bai- 
rischen Löwen geziert; auf dem Bogen standen zwei große Pyramiden 
und zu ebener Erde zusammen rechts und links sechs Pyramiden, die 
alle mit mehr oder intuder gelungenen Inschriften versehen waren. 
Nach dem Gottesdienste, es war das Fest des heil. Sebastian, zog die 
Bürgerschaft in die Vorstadt mit rot, weiß und grün gestreifte Maschen 
an den Hüten und weißen Stiefletten und stellte sich unter das Ge- 
wehr. Um halb 10 Uhr kam Joseph II. über Ens und Neubau mit 
mehreren Kavalieren in zwei Wägen und etlichen Reitern in Wels an, mn 
seine Braut zu bewillkommen. Der Magistrat, der Stadtpsarrer Graf 
Pergen. dieConventederMinoriten und Kapuziner, eine Compagnie des in 
Wels liegen den Militärs stand in Bereitschaft. Vorzügliches Gefallen fand 
der Kaiser an 30 Knaben aus den Stadtschulen, welche als Grenadiere 
mit türkischer Musik umsormirt waren. Von dem beim Posthause 
mit roten und gelben Spalieren aufgerichteten Chore ertönten wie 
von der Ehrenpforte Trompeten und Pauken; unaufhörlich erdröhnte 
der Donner des Geschützes. Unter dem Geläute aller Glocken und un- 
ermeßlichen Jubel oes Volkes fuhr das hohe Brautpaar um halb 
12 Uhr von Wels nach Linz ab. 
Im November 1765 fing man an, in und um den Stadtgraben, 
in der Traun- und Nederwiese zu Wels weiße Maulbeerbäume für 
die k. Seidenplantage zu pflanzen. 
Am 23. April 1770 reiste die Erzherzogin Maria Antoinette 
als Braut des französischen Königs durch Wels. Um 8 Uhr früh 
zog die Bürgerschaft mit Ober- und Untergewchr, mit roten, Weißen 
und grünen Maschen auf den Hüten, Weißen «L?tiefletten und grünen 
Röcken, fliegenden Fahnen und ganzer Feldmusik in die Vorstadt, um 
die a. h. Braut zu erwarten, welche endlich um 2 Uhr nachmittag 
mit großem Gefolge vom Adel von Ebelsberg her in Wels eintraf. Auf der 
Post'erwarteten sie der Magistrat, die Pfarrgeistlichkeit, die Convente 
der Minoriten und Kapuziner, eine Compagnie des Daum'schen Regi- 
mentes. Auf dem Eisenfelde paradirten 30 Schulknaben bei grün 
und rot ausgeschlagenen Zelten; sie bekamen von der königlichen Braut 
ein Geschenk. Wie der Einzug ging um halb 3 Uhr * die Abfahrt 
unter dem Geläute der Glocken, Trompeten- und Paukenschall, Don- 
ner des Geschützes und Zuströmen des Volkes vor sich. Das Nacht- 
quartier nam die Königin zu Lambach' 
Im folgenden Jahre wurde Wels von einer großen Feuers- 
brunst heimgesucht. Am 12. April 1771 entstand bei gräulich starkem 
Winde zur Mittagszeit, als die meisten Leute zu Tische saßen, im 
Hause der Herzogin Elisabeth Witwe, und zwar im oberen Stock, in 
Mein dl, Geschichte von Wels, £)
	        
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