Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

126 
Wels während der Regierung der Kaiserin Maria Theresia 
1740-1780. 
Am 20. Oktober 1740 starb Kaiser Karl VI.; mit ihm erlosch 
die männliche Linie der Habsburger in Österreich. Obwol die Staaten 
die sogenannte pragmatische Sanction von 1731, nach welcher beim 
Tode Karl's VI. die Herrschaft über die österreichischen Erblande auch 
an die weibliche Linie und zunächst an seine Tochter Maria Theresia, 
welche sich am 12. Februar 1736 mit dem Herzog Franz Stephan 
von Lothringen vermält hatte, übergehen sollte, anerkannt hatten,^ so 
rückte doch Friedrich II. von Preussen mit einem Heere in Schlesien 
ein, als der Kaiser kaum die Augen geschlossen hatte. Auch der 
Kurfürst Karl Albert von Baiern trat mit Erbansprüchen gegen 
Österreich auf und schloß am 18. Mai 1741 ein Bündnis mit Frank- 
reich. Mehrere Reichsstände wie die Kurfürsten von Köln, Pfalz und 
Sachsen, die Könige von Spanien und Sardinien machten gleichfalls 
Erbansprüche auf österreichische Länder. Man rüstete sich auf beiden 
Seiten zum Kriege, der unter dem Namen des österreichischen Erb- 
solgekrieges bekannt ist. 
Für unsere Geschichte ist zunächst der Einsall der Baiern in 
das Land ob der Ens von Bedeutung. Am 31. Juli 1741 hatte 
nämlich der kurbairische Feldzeugmeister Graf Minucci die Stadt 
Passau ohne Schwertstreich in seine Hände gebracht, wodurch dem 
Kurfürsten der Weg nach Österreich offen wurde. Das schwache 
Landesaufgebot des Hausruckkreises, welches nur 352 Mann zählte, war 
nicht im Stande, die bairische Armee aufzuhalten. Vielmehr ließ sich der 
Kurfürst bereits am 7. Oktober in Linz von den Ständen huldigen, 
konnte aber Wien nicht mehr erreichen, sondern mußte vor der ansehn- 
Uchcn Heeresmacht, welche sich daselbst sammelte, den Rückzug antreten, 
nam aber am 27. November die böhmische Hauptstadt mit Sturm 
und ließ sich am 19. Dezember zum König von Böhmen krönen. 
Unterdessen waren auch im September kurbairische und Köln'sche 
Völker von Eserding her nach Wels gekommen, namen und besetzten 
die Stadt. Während die Baiern Wels besetzt hielten, wurde die 
Schießstätte aus dem Stadtgraben herausgebrochen, die Brücke beim 
Fisckerthor abgerissen und das Thor sammt v:elen Fenstern an der 
Staotmauer vermauert; alle vier Stadtthore, bei denen man spanische 
Reiter, d. i. Fußangeln, anbrachte, mußten um 4 Uhr abends gesperrt 
und dursten vor 8 Uhr srüh nicht geöffnet werden. Nach dem 
Abzug der Feinde errichteten die Bürger die Schießstätte hinter dem 
Thurner'schen Brauhause, 1787 erbauten sie dieselbe wieder im Stadt- 
graben und setzten darauf die Inschrift: aVspICIo tVo CIVes 
fIDeLIssIMI ereXerVnt. Doch die schönen Tage für die Baiern 
dauerten nicht lange.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.