Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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feuert; die Bürgerschaft stand unter dem Gewehre; Nachts erhellte 
eine Beleuchtung die Straßen der Stadt. Am nächsten Morgen setzte 
die Königin ihre Reise über Lambach fort*). In diesem Jahre reiste 
auch die Erzherzogin Maria Anna, eine Tochter Leopold's I., durch 
Wels; sie hörte eine Messe in der Spitalkirche und setzte ihre Reise 
nach Portugal fort, wo sie am 27. Oktober 1708 mit Johann V. 
vermält wurde. 
1711 lebte im Altenau'schen Freihause zu Wels der Fürst Theo- 
dor von Lubomirski mit seiner Gemalin Katharina Anna Klara. 
Dieselbe gebar am 16. April d. I. einen Prinzen, der den Namen 
Joseph Lambert erhielt. Neun Tage darauf wurde die Fürstin schnell 
dahingerafft und ihr Leichnam in der Stadtpfarrkirche beigesetzt. Ihre 
Grabschrift auf weißem Marmor lautet also: 
Höre, wer Du leßt, 
rag nicht, wer ich geweßt, 
ab zwar geboren in das Leben, 
Aber das verloren, was ich gegeben, 
Eine arme Sünderin. 
Unter diesen Zeilen ist das Symbol des Todes, eine blühende 
Rose, welche vom Winde entblättert wird, mit der Inschrift: 
Perii, dum peperi. 
Doch denk an mich, wie ich an Dich, 
Hier zeitlich und dort ewiglich. 
Von dieser Fürstin geht die Sage, daß sie eine Fleischerstochter 
gewesen und mit ihrem Gemal aus Polen nach Wels entflohen sei, 
um den Verfolgungen der Lubomirski'schen Familie zu entgehen, oer 
die Heirat ein Dorn im Auge war. Da aber ihr Aufenthalt in 
Wels entdeckt wurde, so soll sie von ihrem fürstlichen Schwager mit 
der Pistole in der Hand überfallen worden sein, ihm aber den neu- 
gebornen Prinzen entgegengehalten und dadurch Verzeihung erhalten 
haben, sie habe aber den Vorfall nur wenige Stunden überlebt *). 
Nach kurzer Krankheit starb ganz unerwartet am 17. April 1711 
Joseph I. Ihm folgte sein Bruder Kaiser Karl VI. Die Kriege, 
welche derselbe mit auswärtigen Staaten führte, sind für unsere 
Geschichte von keiner Bedeutung. 
Das Jahr 1713 war Österreich und den angränzenden Ländern 
ein Unglücksjahr. Die Pest raffte viele Tausende auf schreckliche 
Weise dahin. Es wurden zwar alle möglichen Gegenanstalten getroffen, 
um diesen unheimlichen Gast vom Lande ob der Ens abzuwehren, 
aber fruchtlos. Man ließ Andachten abhalten, man verbot Musik 
und Tanz ausser bei Hochzeiten, um 10 Uhr abends mußten die 
*) Pillwein, Hausruckkr., 421,
	        
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