Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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nicht einmal zweitägiger Krankheit. Die Leiche des verstorbenen 
General-Feldmarschalls wurde von Wels nach Nancy abgeführt, das 
Herz und die Eingeweide aber sind in der Gruft beim Altare U. L. 
Frau in der Kapuzinerkirche beigesetzt worden '). 
Reich an großen Ereignissen endete das 17. Jahrhundert. Öfter- 
reich war öfters seinem Untergange nahe, ausgeplündert und verwüstet 
durch innere Unruhen und Rebellionen, sowie durch äußere Feinde er- 
schüttert, schien es zusammenzubrechen; es erhob sich aber aus allen 
diesen Unglücksfällen und schweren Niederlagen siegreicher und mächti- 
ger wie je zuvor. Auch die Stadt Wels hatte mit dem Lande in diefem Jahr- 
hundert viel Ungemach geduldet, sie erhob sich aber im Laufe der 
Zeit zu ungleich höherer Blüte. Vom Jahre 1700 ist die Stiftung 
des Baron'schen Benesiciums in Wels zu bemerken, wovon aber unten 
ausführlicher die Rede sein wird. 
Das erste Jahrzehent des 18. Jahrhundertes brachte den spani- 
schen Erbfolgekrieg, dessen Veranlassung wir kurz angeben wollen. 
Am 1. November 1700 starb König Karl II. von Spanien, der 
letzte Sprosse der spanisch-habsburgischen Linie. Nach Gesetz und 
Recht stand dem Kaiser Leopold als dem Haupte der jüngeren öfter- 
reichisch-habsburgischen Linie die Nachfolge auf dem spanischen Throne 
zu. Allein Karl II. hatte ein Testament unterzeichnet, worimdy der 
französische Prinz Philipp von Anjou zum Universalerben dergesamm- 
ten spanischen Monarchie eingesetzt wurde. Derselbe ließ sich auch 
wirklich am 24. November 1700 zum König von Spanien ausrusen. 
Der Kaiser erklärte aber das Testament sür null und nichtig und 
beschloß, sein durch seierliche Verträge gesichertes Erbrecht mit den 
Waffen geltend zu machen. Unter dem Oberbefehle des Prinzen Eugen 
von Savoyen begann 1701 in Italien der Krieg gegen Frankreich. 
1702 erklärte sich der Kursürst Max Emanuel für Frankreich. 
Diese Entscheidung brachte unendliches Elend über Baiern und stellte 
selbst den Bestand des Wittelsbach'schen Kurhauses in Frage. In die- 
sem Kriege zeigte sich der Patriotismus des Landes ob der Ens auf 
hervorragende Weise. Während die Baiern ihre Landesgränze ver- 
schanzten, stellten der Traun- und Hausruckkreis 774 Scharfschützen, 
errichteten Magazine für Lebensmittel zu Tolled, Peuerbach, Engels- 
zell, Weidenholz, Erlach, Aistersheim, Wolfseck und Riedau, Neukirchen 
am Walde, Peuerbach, Erlach und Pram wurden stark verschanzt und 
mit Soldaten besetzt. Die Stadt Wels, vom Kriegsschauplatz ent- 
fernt, blieb diesmal frei von einer kriegerischen Aktion. Nur der 
kaiserliche General Gras Schlick kam am 15. Februar 1703 mit der 
Krieaskanzlei in der Stadt an. Hier erließ er einen Generalpardon 
sür die Deserteure und den Befehl, daß sich die Regimenter, welche 
in der Umgebung einquartiert waren, in Passau sammeln sollten. 
') Pillweiu, 432. Stießberger MS,
	        
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