Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Daß Wels während der Bauernrebellion sehr gelitten hat, geht 
aus obiger Darstellung hervor, vorzüglich aber aus dem Umstände, daß die 
Welser Haide wiederholt der Sammelplatz der Bauernarmee war, die 
Züge in's Traunviertel durch die Stadt gehen und die Rebellen ihren 
Weg von der Weiberau nach Linz und von da zurück über Wels nemen 
mußten. Sehr betheiligt an dem Bauernaufstände war der Ratsbürger 
Ludwig Schorer von Wels. Er ergriff nicht allein die Partei der rebellischen 
Bauern, sondern sertigte auch Ordonnanzen unter dem Siegel des Ober- 
ansührers Stephan Fadinger aus, wohnte ihren geheimen Zusammen- 
künsten bei und unterstützte mit Rat und That den Ausruhr. Nachdem 
die Rebellion niedergeschlagen war, entfloh Schorer nach Regensburg und 
ließ, um seinen Kopf zu retten, sein Haus zu Wels, dermalen dem 
Stifte Kremsmünster gehörig, dem Grasen Herberstorf zurück. Dagegen 
hatten die Bewohner von Wels, welche nicht mit den Bauern hielten, von 
diesen sehr viel zu leiden. Der Hohenfelder'fche Beneficiat Mathias 
Haider wurde von* den Bauern gefangen, vor dem Altare geplündert, 
auf das freie Feld geführt und an die Schranne zum Tode gestellt, aber 
durch Gottes Hilfe beim Leben erhalten *). Ferners überfielen die rebel- 
lischen Bauern den Pfarrhof, plünderten ihn rein aus und zerstörten 
manche Psarrdocumente. Auch die Stadtpsarrkirche wurde erbrochen, ihrer 
Schätze und Kirchenornate beraubt. Sehr hart giengen die Bauern 
mit den Minoriten um. Sie namen ihnen nicht nur alle kirchlichen 
Paramente und Stiftunqsurkunden weg, sondern trieben sie auch aus 
der Stadt, beschädigten ihre Klöster derart, daß sie bei ihrer Zurück- 
kunst nur mit Unterstützung gutherziger Menschen leben und ihre Wohnung 
wieder herstellen konnten2). "Auch das Stadtarchiv und die Raitkammer 
wurden während der Rebellion verwüstet3). Bon der Bürgerschaft 
haben besonders der Stadtrichter Jakob Roman Scultetus, dann Christoph 
Hubmer, Gabriel Weisenbaur, Kaspar Frehßauff, Bonisaz de la Porta 
und Jakob Wepl viel ausgestanden, da sie die Bauern mit Speise und 
Trank zu versorgen hatten; es wurde ihnen deshalb vom Rate eine 
Gratifikation von 90 fl. Strafgeldern unter 17. Jänner 1628 zuerkannt. 
Die Bürger aber, welche sich bei der Rebellion Pulver zur Verteidigung 
beischafften, erhielten keine Vergütung ^). 
Wels vom großen Bauernaufstand bis zum westphälischen 
Frieden 1626—1648. 
Nicht allein das flache Land, sondern auch die Städte waren in 
Folge des Bauernausstandes sehr herabgekommen. Von den 453 bürger¬ 
*) Vgl. Pritz, 375—414. Pillwein, Hausruckkr. 39—49. Unterberger, 
MS. Zeil, Chronik von Steyr, 50, 71, 73, 87, 
2) Vielguth, Notizen. 
8) Eigl'sche Notaten, Nro. 241. 
4) Ratsprotokoll 1628.
	        
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