Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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mehrere Stände von Linz und Wels fanden sich dort ein. Die 
Stände klagten sehr über die Gewaltthaten der Soldaten, selbst gegen 
treue Adelige und Untertanen. Die kaiserl. Kommissäre wollten 
dagegen Abhilfe treffen; auch vereinigten sich die Stände von Linz 
mit Men zu Wels. Am 16. September wurden die Städte Steyr, 
Freistadt und Wels zur Ablieferung der Waffen bestimmt. Die 
Rebellen im Hausruckkreise wollten jedoch von einer Unterwerfung 
noch nichts wissen. Das Unglück i der Holstein'schen Truppen bei 
Neukirchen am Wesen und die Niederlage des Oberst Lindlo bei 
Weibern entflammte neuerdings den Mut der Bauern. Da der Stadt 
Linz abermals grosse Gesahr drohte, befahlen die kaiserl. Kommissäre 
den Bürgern, sich mit Lebensmitteln zu versehen; die Truppen mußten 
nach Wels rücken, um die Stadt zu beschützen und die Aufwieglung 
der Bauern im Traunviertel zu verhindern. Während auch im Mül- 
viertel der Aufstand wiederum ausbrach, sammelten sich die Bauern 
des Hausruckkreises aus der Welser Haide und schlugen daselbst ihr Lager 
auf. Oberst Löbel, der in Wels lag, griff die Bauern am 9. Oktober 
an und trieb sie zurück; 200 Mann deckten die Walstatt; wegen 
Mangel an Munition konnte aber Löbel seinen Sieg nicht verfolgen. 
Am folgenden Tage erneuerte er den Angriff, wurde aber von den 
Bauern nach Wels zurückgeschlagen. Die Vorstadt gieng an diesem 
Tage in Flammen aus; nicht eine einzige Gasse derselben blieb ver- 
schont. Viele von den Brandstätten in der Spital- jetzt Theater- 
gaffe, in der Fischergasse, besonders aber in der Kalchofen- jetzt Herren- 
gaffe, in der St. Georgen- und Faßzieheraasse sind bis jetzt nicht mehr 
aufgebaut, sondern in Gärten verwandelt worden, auf welchen sich 
nun Scheuern erheben. In einem Gange des ehemaligen Bürger- 
spitalgebäudes ist ober der Thüre nachstehende Inschrift zu lesen: 
„Anno 1626 den 10. Monats Oktober ist das allhiesige Bürgerspital sammt der 
Kirchen und Thnrm wie auch die ganze Vorstadt von der leidigen Bauern- 
Rebellion abgebrannt worden." 
Fast täglich fielen nun in der Gegend um Wels Gesechte vor, 
meistentheils mit gutem Ersolg sür die zahlreichen Rebellen. Die 
Bauern hatten damals die drei grossen Lager zu Weiberau, Eserding 
und Gmunden inne. Sie waren sehr zahlreich und kampslustig, 
merkten weder aus die Ermahnungen der kaiserlichen Commissäre noch 
aus die Bitten der Stände und Herrschaften, bis endlich der General 
Pappenheim ihrem Treiben ein Ende machte. Die Schlachten bei 
Eserding und Gmunden am 9. und 14. September entschieden das 
Schicksal des Ausstandes; der letzte Verzweisiuugskamps saud am 
30. November bei Wolsseck statt, worauf auch die übrigen Schanzen 
ohne Widerstand von den Kaiserlichen besetzt wurden. Die Haupt- 
rädelssührer büßten den Ausstand durch den Tod, minder Betheiligte 
wurden in die Wiener Stadtgräben geschickt, andere ohne Strafe entlassen.
	        
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