Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Wels während des großen Bauernaufstandes 1626. 
Die Ursachen des grossen Bauernaufstandes, in welchem auch 
Wels hart mitgenommen wurde, sind allgemein bekannt; sie liegen 
vorzüglich in der Durchführung der Gegenreformation, der Härte 
des bairifchen Statthalters Herberstorf, den Quälereien durch seine 
Soldaten, endlich auch in den Einflüsterungen von Aussen. 
Der Ausstand kam im Mai 1626 zu St. Agatha zum Aus- 
bruche und breitete sich mit großer Schnelligkeit im Hausruck- und 
Mülviertel aus. Von Aschach an der Donau drangen die Bauern- 
.4 schaaren, an deren Spitze sich der Hutmacher Stephan Fadinger von 
"*'• Aschach gestellt hatte, in die Gegend von Grieskirchen, Parz, Trateneck 
4|u Gallsbach, ermordeten Priester, Verwalter und bairische Soldaten, 
namen Waffen und Munition aus den Schlössern, zwangen die 
Bürger zur Theilname am Ausruhr. Am 20. Mai gieng der Markt 
Peuerbach in den Flammen aus. 
In der Meinung, des Ausstandes schnell Meister zu werden, 
erschien Herberstors mit Fußvolk, Kanonen und dem Scharfrichter 
in der Gegend zwischen Peuerbach und Waizenkirchen, mußte aber 
einen schmählichen Rückzug nach Linz antreten. Durch diesen ersten 
Ersolg übermütig geworden, liessen sich die Bauern durch nichts mehr 
zurückhalten, ihre Pläne auszuführen, vor allen den Statthalter 
lebend oder tobt in ihre Hände zu bringen. 
Um das ganze Land zum Aufstand zu bewegen, zog ein Bauern- 
hause in das Salzkammergut, ein anderer stand im Mül- und Mach- 
landviertel, ein dritter besetzte Eferding. Die größte Schaar unter 
Stephan Fadinger zog nach Wels und besetzte am 24. Mai die 
Stadt. Hier führten sie mehrere bairische Soldaten, die sie gesangen 
hatten, aus den Stadtplatz, zerhieben sie mit Schwertern und warfen 
die Stücke in die Traun. Bei ihrem Abzüge schleppten sie alle 
Bürger mit sich und liessen eine Besatzung von 300 Mann zurück. 
Wer nicht selber mitziehen konnte, mußte einen Mann stellen. Auch 
in Kremsmünster, wo die Bauern am 26. Mai ankamen, betrugen 
sie sich sehr übel. Ein weiterer Bauernhause, den man auf 30.000 
Mann schätzte, zog am 25. Mai von Wels und Schwanenstadt gegen 
Lambach. In kurzer Zeit stieg die Zahl der Rebellen auf 70.000 
Mann. 
Bei diesem Sachverhalte erliessen die Stände am 25. Mai ein 
Patent an die Bauern mit der Aufforderung, einen Ausschuß zur 
Unterhandlung nach Linz zu schicken. Die Bauern verlangten aber 
die Absendung von Deputirten in ihr Lager. Sigmar von Schlüssel- 
berg, Jägerreuter und Ludwig Schmelzing erhielten deshalb den 
Austrag, sich am 27. ^ Mai nach Marchtrenk zu begeben, um 
mit den Bauern, die einen Prädikanten, der ihnen in der Spital- 
kirche zu Wels predigen sollte, verlangten, vorläufig zu verhandeln.
	        
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