Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

94 
die Religionsübung nach dem augsburg'fchen Bekenntnisse zugestanden 
wurde; es kam so weit, daß der Kaiser seinen Vetter Ferdinand mit 
Hintansetzung semes Bruders Mathias zu seinem Nachfolger einsetzte. 
Uut sich zu gegenseitiger Hilse und zur Aufrechterhaltung des Wiener 
Vertrages zu verbinden, versammelten sich die Stände von Ungarn 
und Österreich, wozu mich oann die von Mähren kamen, zu Preß- 
bürg; an einer späteren Versammlung der Stände zu Eibenschütz am 
13. April 1608 nam auch der Stadtrichter Tobias Lambacher von 
Wels theil. Obwol Rudolph hinterher den Wiener Vertrag annam, 
so konnten sich die Parteien nicht vereinigen. Die Conföderirten 
rückten gegen die kaiserliche Hauptstadt Prag; unter ihren Mauern 
wurde 1608 ein. Vergleich geschlossen, nach welchem Mathias Ungarn, 
Mähren und Österreich erhielt und ihm zugleich die Erbfolge in 
Böhmen nach dem Tode des Kaisers zugesichert wurdet. 
Zu bemerken ist aus dieser Zeit, daß Erzherzog Ferdinand am 
10. August 1607 von Graz her in Wels erwartet wurde; indeß 
kam er über Linz, die Pferde und Wägen mußte aber die Stadt Wels 
stellen. Auch wenn Couriere eintrafen, mußte die Stadt damals 
ihre Weiterbeförderung übernemen; die Stadtviertel stellten nämlich 
abwechselnd ein Reitroß fl). 
Durch deu Prager Vergleich schien die Ruhe im Lande hergestellt; 
dem war aber nicht so, vielmehr wurden die Stände immer über- 
mütiger. Kaum war nämlich der Vertrag zwischen den sürst- 
lichen Brüdern geschlossen, als sich die o. d. e._ Stände ohne Erlaubnis 
des Laudesfnrsten versammelten, nicht allein in der Landhauskirche 
zu Linz, sondern auch allenthalben im Lande die Religionsübung 
nach dem Augsburger Bekenntnisse wieder einführten. Zwar wurde 
Mathias darüber sehr ungehalten; aber die evangelischen Stände von 
Ober- und Niederösterreich versammelten sich zu Horn, schlössen gegen- 
seitige Hilfstractate ab, sandten ihre Bevollmächtigten zu den Ständen 
oer anderen Landschaften und verweigerten die Huldigung, bis Mathias 
ihren Wünschen entsprochen hätte. Dieser kam hiedurch so sehr in's 
Gedränge, daß er den Horner Vertrag unterzeichnete, durch welchen 
die Stände viele politische und religiöse Freiheiten errangen. Die 
l. s. Städte waren aus der Horner Versammlung durch deu Bürger 
Rupert Trinker von Wels vertreten, der auch nachmals als Bürger- 
meister sich der evangelischen Sache sehr angenommen hat. Das 
Kremsmünster'sche Stiftshaus zu Wels wurde von ihm erbaut. Als 
nun alle Wünsche der Stände durch Mathias erfüllt waren, gieng 
am 17. Mai 1609 zu Linz die feierliche Huldigung vor sich. Bei 
dieser Gelegenheit zog die Bürgerschaft von Wels, 310 Mann stark, 
als Jäger und Reiter equipirt, unter dem Bürgermeister, Stadthaupt- 
mann und Oberstlieutenant Christoph Hinterhofer im feierlichen Zuge 
x) Vgl. Pritz, II., 322-27. 
2) Ratsprotokoll 1607,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.