Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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et dem Könige Ludwig 3000 Mann zu Hilfe geschickt habe und die 
Gefahr für die österreichischen Lande groß sei; es sollten also die 
Stände helfen und raten, wie den Ungarn am besten geholfen werden 
könnte. Die Stände versprachen auch, sich zu rüsten, so gut sie es 
vermöchten, doch sollte die Rüstung im Lande bleiben und die Gränze 
desselben gut beseht werden. *) Wegen der Jnseetionsgesahr hielt der 
oberösterr. Vicedom 'Georg Sighartner von Leombach in diesem Jahre 
auch die Landrechte zu Wels'^)- 
Während die Türkengefahr von Osten her gegen das Reich 
drohend emporstieg, entflammte von Wittenberg aus ein Kampf auf 
religiösen Gebiete, der mit allen Waffen des Geistes und der materiellen 
Macht hier vordringend dort vertheidigend mit einem Fanatismus 
geführt wurde, für welchen unsere Zeit das Verständnis verloren hat. 
Uber die ersten Ansänge der neum Lehre, wie sie im Volksmunde 
hieß, mangeln fast alle Nachrichten; auf jeden Fall drang sie schnell 
Unter das Volk, da die aufrührerischen Bauern schon 1525 die freie 
Ausübung der Religion nach dem Evangelium ohne menschlichen 
Zusatz verlangten. Ausserdem kann nicht geläugnet werden, daß auch 
in Oberösterreich der Druck der Herrschaften immer stärker wurde. 
Namentlich beschwerten sich die Untertanen über die Erhöhung der 
Anlait und Ablait bis auf 10 Percent, über die Verpflichtung zum 
Waisendienst, über die Erhaltung der herrschaftliHen Hunde, über 
die Beeinträchtigung im Masse bei Abstattung der Giebigkeiten, Haupt- 
sächlich aber über die ungemessenen Robot durch das ganze Jahr. 
Erzherzog Ferdinand berief auf den 7. Juli 1525 einen Landtag nach 
Linz, um mit den Ständen zu beraten, wie der Verbreitung des 
Aufstandes vorzubeugen sei, aber wegen des weiteren Umsichgreifens 
des Aufruhrs wurde ein allgemeiner Landtag der niederösterreichischen 
Stände auf Donnerstag nach Sonnenwende 1525 nach Stehr ausge¬ 
schrieben, auf welchem unter andern beschlossen worden ist, den Aus- 
stand mit Gewalt zu unterdrücken.^ Der Adel und die Geistlichkeit 
rüsteten sich; es wurden Söldner aufgenommen, welche sich bci Neubau 
auf der Welser Haide sammelten; zum Feldhauptmann ward der 
Ritter Alexander von Schifer zu Freiling ernannt. Die Städte 
weigerten sich anfangs, Mannschaft zu stellen, traten vielmehr auf 
dem Landtage zu Wels anfangs September scharf gegen den Adel 
und die Geistlichkeit auf; diese drohten aber, auch ihre Truppen aus 
dem Felde zu ziehen, wenn sich die Städte ihnen nicht anschließen 
wollten. Die aufrührerischen Bauern wurden auf der Welser Haide 
mit Gewalt zerstreut ^). 
1) Pritz, II., 221—28. 
2) Pillw ein, Hausruckkr. 431. 
«) Pritz, II., 230—33.
	        
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