Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Die Stadt Wels während des Zeitalters der Reformation 
1520—1597. 
Obwol Kaiser Max in seinen letztwilligen Anordnungen aus- 
drücklich bestimmt hatte, daß die Beamten an ihrem Platze bleiben 
sollten, bis der neue Regent andere Anordnungen treffen würde, so 
geschah doch das Gegentheil. Kaum hatte der Kaiser die Augen 
geschlossen, so versammelten sich in den verschiedenen Ländern die 
Stände, um eine Regierung zu bestellen; zugleich wurde beschlossen, 
eine Gesandtschast nach Spanien zu senden, die den Erben oen Tod 
des Kaisers anzeigen und bitten sollte, daß der neue Regent in den 
österreichischen Erblanden die Regierung bald antreten möge. In 
Oberösterreich wurden zwölf Lanoräte eingesetzt, bestehend aus drei 
Gliedern jedes Standes, den Landeshauptmann an der Spitze. Unter 
den Mitgliedern des 4. Standes befand sich der Ratsbürger Michael 
Achleitner von Wels. Auf Oculi 1519 wurde ein allgemeiner 
Landtag nach Bruck a. d. Mur ausgeschrieben, auf welchem sich die 
Abgesandten der österreichischen Erblande zur gegenseitigen Hilfelei- 
stung verpflichteten x). Unterdessen waren die österreichischen Gesandten 
am 3. November zu Barcelona angelangt. Der König Karl, welcher 
sie ziemlich ungnädig empfing, wies sie an die Commissäre, welche 
m seinem und seines Bruders Namen die Huldigung und Eides- 
leistung der Stände Vornemen sollten. Allein die Irrungen dauerten 
noch immer fort, bis Kaiser Karl seinem Bruder die österreichischen 
Erblande am 29. April 1521 abtrat. Der Kaiser schrieb auch an 
die obderensischen Stände, daß der Erzherzog Ferdinand zu Linz am 
Dreifaltigkeitssonntag mit Anna von Ungarn und seine Schwester 
Maria 14 Tage später mit dem Könige Ludwig das Beilager feierlich 
begehen werde; ferner theilte er den Ständen mit, daß er auf die 
niederösterreichischen Länder zu Gunsten Ferdinands gänzlich verzichte, 
sprach aus dieselben vom Eide der Treue und des Gehorsams los 
und schrieb aus den Abend vor Fronleichnam einen Landtag nach 
Wels aus, wo diese Dinge zur Sprache kommen sollten. Am 26. 
und 27. Mai 1521 wurde zu Linz die Vermählung des Erzherzogs 
Ferdinand I. mit Anna von Ungarn unter grossen Feierlichkeiten 
begangen. Die Stadt Wels widmete dem Brautpaar einen grossen 
Traunfifch, welches Geschenk in Gnaden aufgenommen wurde ü). Da 
damals in Linz die Pest herrschte, wurde der Landtag auf den 
24. August nach Wels ausgeschrieben, wo zu jener Zeit gleichfalls 
viele Menschen starben. Am bestimmten Tage trat der Landtag in Wels 
zusammen. Der Erzherzog erstattete den Ständen Bericht über die 
Fortschritte der Türken in Ungarn; er gab ihnen auch bekannt, daß 
*) Karajan, Der Landtag von Bruck 1519. 
*) Pillwein, Hausruckkr., 431.
	        
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