Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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zu spät berufen haben. Am folgenden Sonntag den 16. Januar 
wurde die Leiche im feierlichen Zuge aus der Burg in die Pfarrkirche 
übertragen. Voran schritten die Zünfte, der Rat und der Stadt- 
richter von Wels mit brennenden Kerzen in der Hand, die 
Minoriten, die Schüler, die Priesterschaft, die Äbte von Krems- 
Münster und Lambach. Hierauf folgten die Hofkapläne halb singend 
halb weinend, dann der Herold tm schwarzen Wappenkleide mit 
gesenktem Stabe, der Sohn des Kriegshelden Georg von Frundsberg, 
die Sterbekerze tragend, der Marschall, das Schwert in der Scheide 
und unter dem Rocke bergend, so daß nur der Knopf und das Kreuz 
hervorstand. Den Sarg trugen 24 Edle, theils Grafen, theils Frei- 
Herrn und Ritter. Auf der Bahre lagen Krone, Szepter, Reichsapfel 
und das goldene Vließ. Hinter der Leiche gieng der Kardinal von 
Gurk, Ritter, Herrn und Knechte, weinend und trauernd, „wo ein 
Haid es hätte gesehen, er hätte Mitleid müssen haben". Im Chor der 
Pfarrkirche wurde die Leiche abgesetzt, worauf der Dominikaner Johann 
Faber eine ergreifende Leichenrede hielt. Auf dem Wege von Wels, 
wo man am 20. Januar den Leichnam erhob, drängten sich bis 
gegen Wien an den Leichenzug, der vom Hofstaat, einer grossen Zahl 
Adeliger, dem Cardinal-Legaten und dem Administrator von Passau 
begleitet war. zahllose Schaaren Volkes aus Dörfern und Städten. 
Am 24. kam der Zug in Wien an, wo ein feierlicher Trauergottes- 
dienst 6ei St. Stephan abgehalten wurde, und setzte sich nach drei 
Tagen wieder nach Neustadt in Bewegung. Hier an der Ruhestätte 
des Kaisers hielt der Professor Philipp Guudelius von der Universität 
zu Wien eine Lob- und Ehrenrede. Kaiser Ferdinand I. ließ seinem 
Großvater in der Franziskanerkirche zu Jnsbruck jenes bekannte 
herrliche Denkmal setzen; Erzherzog Ernst, Maximilian's II. Sohn, 
wollte 1580 auch seine Gebeine dahin übersetzen lassen, allein der 
Plan kam nicht zur Ausführung. Der Sarg des Kaisers wurde 
später wiederholt geöffnet, so 1739 durch Marquard Hergott. Als 
1770 die Burgkirche zu Wiener-Neustadt erweitert wurde, Messen die 
Arbeiter beim Abbrechen des Hochaltars auf den Sarg Maximilians. 
Die Kaiserin Maria Theresia ließ die Ueberreste ihres erlauchten 
Ahnherrn in einen Sarg von Eichenholz legen und diesen in einen 
kupfernen verschlussen und an die alte Stelle bringen. Ganz Deutsch- 
lano trauerte über den Hingang des edlen Kaisers, vor allen die 
treue Stadt Wels, in welcher derselbe so viele Tage zugebracht und 
auch seinen letzten Atemzug gemacht hatte *). 
x) Stülz, Kaiser Maximilian's Hinscheiden in der Burg zu Wels. III. Bericht 
des Museums in Linz. 1839.
	        
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