Volltext: 1. Lfg. (1. Band / 1864)

reinen Naturdienst, und fremde Götter wurden in den Cultus aus¬ 
genommen. Dieser Wandelung unterlagen auch und vielleicht ganz 
vorzüglich unsere Gegenden; denn schon frühzeitig kamen die Noriker 
insbesondere die Bojer mit den Römern in Berührung. 
Aus dem Norden hatten deutsche Stämme den Odin, (Wustan 
sächsisch Wodan) den Thor, (Donar altsächsisch Thunar) den Tio, 
(bairisch Er, Ir, davon der Eritag, Erchtag, Dienstag) die Foigga. 
Cäsar berichtet uns, daß die Deutschen die Sonne, den Mond 
und das Feuer als sichtbare Gottheiten verehrten, von eigentlichen 
Göttern weiß er aber doch nichts. Aber schon Tacitus (etwa 100 
Jahre nach Cäsar) nennt den Merkur, den Hercules und Mars 
als Götter, welche die Deutschen verehrten. Diese sind jedoch 
nur Beuuenungen aus einer andern Sprache, und der Merkur ist 
identisch mit Wodan, Hercules mit dem Thor und der Mars mit 
dem Jrnim. Die aus dem nordöstlichen Deutschland nach Süd¬ 
westen vordringenden Sueven-Stämme brachten den Isis-oder 
Hertha-Dienst dahin. Die Göttin Isis, Jsidi, (gleich mit Hertha, 
Trigga) deren Attribut nach Art eines Schiffes geformt war, hieß 
Holda und Hildo, und spielt noch lange in Märchen eine Rolle. 
Der Gott Pan (Hero) war den Slaven entnommen, Lares, Hausgötzen 
der Römer. Hieraus sieht man, daß schon beim Beginne unserer 
Zeitrechnung der reine Naturdienst verschwand, und da bereits 16 
Jahre vor Christus ganz Süddeutschland von den Römern erobert 
wurde, so war es nicht anders als naturgemäß, daß griechisch- 
römischer Kultus die einfache Religion verdrängte, oder doch deutsches 
und griechisch-römisches Götterwesen sich vermischten. 
Die Bojer zogen auf allgemeine Kosten milchweiße Pferde 
auf, welche keine Arbeit zu leisten hatten, nur wenn man von 
ihnen Zeichen des Ausganges einer Unternehmung haben wollte, 
spannte man sie in den sogenannten heiligen mit Baumzweigen 
überall eingeflochtenen Wagen, in dem eine Wahrsagerin saß, welche 
die Göttin Jsidem abbilden sollte. Dieser Wagen wurde in einen 
Lichten Wald zu den Götzenzeichen geführt. Niemand durfte in den 
Wald hinein gehen, außer er war zum Zeichen seiner Unterthänigkeit 
mit Ketten gebunden, in welchen er sich mühsam dahin wälzte. Den 
sieben Planeten haben die Bojer große Ehren bezeuget. Die uralte 
Frauenkapelle in Altötting, welche aus 7 Ecken besteht, soll zu 
Ehren der sieben Planeten erbaut worden sein. Unter uralten Eichen
	        
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