Volltext: Aufstand der protestantischen Salzarbeiter und Bauern im Salzkammergute

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sich hinreichend mit Lebensmitteln versehen und nicht Lust 
hatten, mit den anderen zu theilen, so gerieth man in heftigen 
Wortwechsel, der beinahe in eine artige Keilerei ausgeartet 
wäre.1) Der Magenfrage war es auch zu danken, dass sich 
die Menge rasch wieder verlief. Doch die Flecken verglichen 
sich noch dahin, dass sie Abgesandte von Bürgern und aus der 
Gemeinde an Seine fürstliche Durchlaucht und die niederöster¬ 
reichische Kammer schicken wollten, die auch am 4. August 
nach Gmunden abreisten. Auch die Wuth gegen den Hof- 
mändl minderte sich in etwas. Wenigstens gelang es dem 
Georg Nuz durchzusetzen, dass dem Gefangenen vorläufig ein 
Eisen abgenommen wurde.2) Indessen gaben sich die Salz¬ 
arbeiter — nachdem sie so Herren der Situation geworden 
waren — ganz ihrer Freude hin. Die katholischen Geistlichen, 
die sich noch nicht aus dem Staube gemacht hatten, wurden 
abgeschafft, man eignete sich die Kirchenschlüssel an und stellte 
jedwede Arbeit ein. Es wurde sogar ein Verbot erlassen, wonach 
bei Strafe nichts gearbeitet werden durfte, weder zu Land, zu 
Holz noch zu Wasser. Auch die praktische Seite fand man 
bald heraus: in den kaiserlichen Fischwässern und Revieren 
jvurde nach Herzenslust gefischt und gejagt.3) 
Die Nachricht von diesen Ereignissen erschreckte den 
Landeshauptmann ungemein, weil die Gefahr sehr nahe lag, dass 
sich die Bewegung über das ganze Land verbreiten würde.4) Der 
*) 2. August 1601, Ischl. Georg Nuz, Salzverweser, an den Salz- 
amtmann. K. k. E. F. A. Orig. 
a) 4. August 1601, Ischl. Georg Nuz an den Salzamtmann. — 
K. k. R. F. A. Orig. 
3) 10. August 1601, Wien. Mathias an die Stände von Oberösterreich. 
Oberösterreichisches Landesarchiv in Linz. G. XXIV. 48. 
4j In Steyr war ohnehin am Festtage des heiligen Marcus ein ziemlich 
gefährlicher Auflauf vorgefallen. Als nämlich der Abt von Garsten 
von seinem Kloster aus nach Steyr in einer Procession zog, wurde 
ihm und den Wallfahrern ein schlimmer Empfang bereitet, viele 
(Geistliche und Laien), die sich an der Procession betheiligten, 
beschimpft und durchgeprügelt, ja sogar einige ziemlich schwer ver-
	        
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