Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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völligen Auflösung desselben zugetragen hat. Rudolph war durch 
die Böhmen und durch seinen heranrückenden Bruder schon sehr 
geängstigt; um beide zu gewinnen, erliess er am 20. und 26. März 
an den Erzherzog Leopold einen weitläufigen Befehl, dass ohne 
allen längeren Verzug das Passauer Volk abgedankt werden sollte. 
Er könne gar nicht begreifen, heisst es in demselben, wie die 
Soldaten über die grosse Summe, die ihnen bereits in Prag ist 
ausbezahlt worden, noch so starke Forderungen machen können. 
Sie haben geringe Dienste geleistet, haben sich mit Raub bereichert, 
wofür soll man sie denn noch mehr belohnen? Dass sie die Stadt 
Budweis befestigen und die ganze Gegend herum ausplündern, 
müsse starke Bedenken erregen. Würden sie sich nicht bald zur 
Abdankung bequemen, so sähe er sich gezwungen, sie in die 
Reichsacht zu erklären, wozu er ohnehin schon von mehreren 
Fürsten sei aufgefordert worden. Die Herrschaft Krumau, welche 
Leopold zum Unterpfande der ausständigen Summe verlangte, 
könne ihm keineswegs eingeräumt werden. — Diese beiden kaiser 
lichen Befehle schickte Mathias am 28. März in Abschriften unseren 
Ständen, ermunterte sie zur ferneren Verteidigung des Vaterlandes 
und machte ihnen zugleich bekannt, dass 1500 Fussgänger und 
600 Reiter schon Befehl erhalten haben, von Prag aufzubrechen 
und sich mit den Truppen zu vereinigen, welche die dem Lande 
ob der Enns nächsten zwei Kreise wider die Passauer äufstellen 
werden. Den Mährern sei ebenfalls befohlen worden, ihre Gült 
pferde, 500 Schützen und 1500 neu geworbene Fussgänger an den 
Grenzen von Oesterreich aufzustellen. Wenn die Geschäfte in 
Prag beendigt sein werden, so soll die ganze königliche Armee 
gegen die Passauer vorrücken, wenn sie sich noch ferner der Ab 
dankung widersetzten. Um unseren Ständen noch mehr Muth zu 
machen, überschickte ihnen Mathias zugleich eine Abschrift des 
Berichtes, den er eben damals von seinem Gesandten in München 
erhalten hatte. Der Herzog von Baiern hatte sich gegen denselben 
erklärt, dass er, wie zuvor, mit dem Könige jenes gute Einver 
ständnis erhalten werde, das zwischen ihnen von jeher bestanden 
hat. Als einen Beweis davon führte er an, dass er allenthalben 
in seinen Ländern den Befehl habe ergehen lassen, dass man alle 
Soldaten, die sich zu den Passauern begeben wollten, zurückweisen 
und die Widerspenstigen, die sich Werbungen erlaubten, auf dem 
Orte, wo sie betreten werden, alsogleich aufhängen soll. Das 
Domcapitel in Passau machte gegen die durchziehenden Soldaten 
ebenfalls scharfe Befehle bekannt und versicherte dem König, dass
	        
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