Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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lassen, zu ihm zu kommen; aber er dankte für die Einladung und 
schlug seine Wohnung in der Altstadt auf. 1 ) Rudolph liess ihm zu 
seiner glücklichen Ankunft seinen Glückwunsch melden. 
Alle erdenklichen Leiden stürmten nun auf den unglücklichen 
Kaiser los; einen gewaltsamen Tod ausgenommen, musste er übrigens 
alle Schmach erdulden, deren ein wildes, tobendes Volk gegen 
seinen Monarchen nur immer fähig ist. Seine Burg wurde mit 
häufigen Wachen umgeben, damit er nicht etwa in das römische 
Reich entfliehen möchte; nicht einmal so menschlich war man gegen 
den alten schwächlichen Fürsten, dass man ihm erlaubt hätte, in 
seinem Garten die angenehme Frühlingsluft einzüathmen; die rohe 
Wache wies ihn mit rauhen Worten zurück und drohte, ihn zu 
Boden zu strecken, wenn er sich nicht alsogleich in seine Wohnung 
zurück begäbe. Seine Räthe wurden von ihm entfernt und verhaftet; 
sie würden, wie Tennagel, die Qualen der Folter empfunden haben, 
wenn es nicht einige unter den böhmischen Ständen gegeben hätte, 
die doch nicht alles Gefühl, nicht alle Billigkeit abgelegt hatten 
und die grössere Menge aufmerksam machten, dass diese Männer 
keine Böhmen, sondern Reichshofräthe wären, die keineswegs von 
den Ständen gerichtet werden könnten, und dass es auch der Wille 
des Königs Mathias wäre, sie zu verschonen. Auf dem Landtage, 
welcher auf den 11. April ausgeschrieben wurde, musste Rudolph 
nothgedrungen erklären lassen: „dass er aus brüderlicher Liebe und 
Neigung, mit welcher er dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn 
Mathias, als seinem Bruder, gewogen sei; auch wegen Nutz und 
Frommen des Königreichs, damit nicht etwann nach seinem Tode 
Zerrüttung und Widerwillen sich errege, dieses gnädiglich bewillige: 
dass sein Herr Bruder, der schon zuvor mit seiner allergnädigsten 
Bewilligung zum designirten König in Böhmen ist, angenommen 
worden, nun bei diesem Landtag zum wirklichen König in Böhmen 
publiziret und gekrönet werde* 4 . Die Gesandten der Kurfürsten 
von Mainz und Sachsen gaben sich umsonst alle erdenkliche Mühe, 
dem bedrängten Kaiser ein besseres Schicksal zu verschaffen; 
empörte Leidenschaften gaben keinen Vorstellungen platz. Man 
zw T ang ihn zuletzt, die Böhmen, Schlesier und Lausitzer ihrer 
Pflichten zu entlassen und sie mit ihrem Gehorsam an Mathias 
anzuweisen, worüber er alle Fassungskraft so sehr verlor, dass er 
seinen Hut zur Erde warf und die Feder, mit welcher er seine 
Absetzung bekräftigen musste, in Stücke zerbiss. Nach langem 
l ) Beilage Nr. 54. -
	        
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