Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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ertheilen und zugleich von ihm die nöthigen Anordnungen 
vernehmen sollte, welche das Land ob der Enns betreffen 
würden. Dieses Geschäft wurde von unseren Ständen dem 
Hauptmann Ludwig v* Schmelzing an vertraut, der sich nach 
Krems verfügte und den Ständen von Zeit zu Zeit die 
nöthigen Berichte erstattete, von welchen ich einen merk 
würdigen hersetze, weil er uns mit dem Benehmen des da 
maligen Militärs bekannt macht. 
Der Oberst Dampier hatte den Feldmarschall sammt seinem 
Sohne zur Tafel geladen. „Nach dem Essen hat der junge Herr 
von Herberstein mit des Dampiers Oberstlieutenant, La Croy, 
Kurzweil getrieben, gerungen, ist dabei niedergefallen, und der 
Oberstlieutenant auf ihn, welches Herr Feldmarschall hoch empfunden; 
hat im Zorn seinen Sohn abgeschafft, auch dem Oberstl. gedrohet, 
er woll ihms nicht schenken; dessen sich der Dampier angenommen, 
und hat vermeldet, er sei ein redlicher Mann, und gleich ein so 
ehrlicher Cavalier, als der junge Herr von Herberstein; und sind 
soweit mit Wortwechseln kommen, dass Herr Feldmarschall den 
Dolch gezuckt, und vielleicht den Dampier erstochen hätte, wenn 
ihn nicht Herr von Löbl und Meggau abgehalten hätte. Darüber 
ist des Dampier Kitterschaft mit gespannten Röhren und blossen 
Wehren über den Feldmarschall zusamm gekommen, und hätte ihn 
übel tractiert, wenn er nicht hinweg gekommen wäre. Nun giebt 
Dampier vor, der Feldmarschall habe nicht allein ihn, und seine 
Ritterschaft gescholten, (dessen letzterer aber nicht geständig ist), 
sondern hätte ihn noch dazu gefordert, welches er erwarten wolle. 
Gestern ist Dampier mit sechzig Pferden in der Stadt Krems an 
kommen, und als er den Herrn Fcldmarschall in einer Gasse ange- 
troflfen, sind sie ohne einigen Respect vor einander geritten. “ — 
Man fürchtete allgemein einen Aufstand der Reiterei im Lager, und 
der König musste eigene Commissäre von Wien schicken, um die 
erhitzten Gemüther miteinander wieder auszusöhnen. Schmelzing 
versicherte zugleich die Stände, dass sich die königlichen Truppen, 
die schon mehrere Monate hindurch keinen Sold erhalten haben, 
eben so übel als die Passauer in Oberösterreich betragen würden, 
wenn sie hinauf kämen, und dass sie ganz ungescheut vorgeben, 
sie würden sich schon selbst zahlhaft machen; man müsse also ja 
solche Anstalten treffen, dass man keines Succurses von königlichen 
Truppen bedürfe. Darf man es unseren Ständen wohl verargen, 
dass sie bei jeder Gelegenheit alle militärische Hilfe ablehnten, die 
ihnen Mathias zu verschiedenenmalen angeboten hat? 
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