Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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Der Graf v. Sulz und der Freiherr v. Haugwitz liegen noch 
in Lasberg; Zelking habe ihnen geschrieben, dass sie doch den 
wilden Soldaten Einhalt thun und dem Vertrage gemäss nach 
Böhmen aufbrechen möchten, aber es erfolgte keine Antwort. Der 
kleine Marktflecken Kefermarkt, nächst Weinberg, welcher nur aus 
22 Häusern besteht, werde auf eine ganz unglaubliche Weise von 
den Passauern behandelt; es haben sich zwei Compagnien Reiter 
und dreihundert Fussgänger in demselben einquartiert. Gleich 
nach ihrer Ankunft forderten sie den armen Leuten alle Schlüssel 
zu den Zimmern und Truhen ab und verlangten von Zelking, dass 
er alle Männer, die er zur Besatzung des Schlosses um sich hatte, 
ohne Verzug heraussteilen sollte, die Weiber und Kinder könnte 
er behalten; Zelking gab ihnen aber eine abschlägige Antwort. 
Mehrere Compagnien, die bereits an der böhmischen Grenze lagen, 
kehrten wieder um und marschierten nun von Reichenthal und der 
dortigen Gegend nach Pregarten. Zwei Compagnien Reiter, die 
über Lasberg nach Weinberg kamen, verlangten durch den dortigen 
neu erbauten Mairhof, der mit einer Wagenburg umgeben war, 
freien Durchzug; Zelking versagte ihnen denselben und zeigte zu 
gleich an, dass er alsogleich Feuer auf sie würde geben lassen, 
wenn sie sich seinem Schlosse nähern würden, worauf sie sich ent 
fernten, In Kefermarkt war ein Herr v. Neidegg Commandant. 
Aus allem erhelle, dass sich die Passauer im Mühlviertel noch 
übler betragen, als sie es in den anderen Vierteln gethan haben. 
Zugleich schickte Zelking den Ständen einen Brief, den er von 
dem Freiherrn Hanns v. Hoymb aus Reichenstein erhalten hatte. 
Die Passauer betrugen sich dort ebenfalls auf eine wilde, barbarische 
Weise, plünderten alle Häuser und erschossen an der Schlossmauer 
einen Bauersmann. — Die Stände antworteten am 19. dem Herrn 
v. Zelking, dass sie ihn und seine bedrängten Unterthanen bedauern. 
Seinen 30., 10. und 5. Mann hätten sie sehr gern entlassen, aber 
sein Schreiber getraute sich nicht, dieselben durch die Wallonen 
nach Weinberg zu führen; giengen sie unbewaffnet und einzeln 
auf Abwegen dahin, so würden doch viele von den Passauern auf 
gefangen werden, und die übrigen nützten ihm auch nichts, wenn 
sie ohne Waffen zu ihm kämen. Von den geworbenen Soldaten 
könnte man ihm keine Hülfe schicken, weil sie zum Nachzuge im 
Rücken der Passauer unentbehrlich seien. Uebrigens glaube man 
nicht, dass Weinberg feindlich sollte überfallen werden, weil Ramee 
bisher noch alle Schlösser verschont habe; gegen einzelne Räuber 
sei aber das Schloss ohnehin sicher, weil es gut befestigt ist. Die
	        
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