Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

des Kaisers und seiner Räthe Argwohn zu schöpfen, der sich bald 
in volle Gewissheit verwandelte, als man Geheimnisse entdeckte, 
deren Absicht dahin gieng, dass die Passauer Soldaten zu einer 
neuen Fehde bestimmt wären. Ein jeder Landesfürst, der sein 
Volk liebt, wird es vor den Uebeln des Krieges zu bewahren 
suchen und Anstalten treffen, dass ein zanksüchtiger Nachbar nicht 
sein Land dem Muthwillen seiner Heere preisgebe. Baiern und 
Salzburg konnten ebensowenig als Oberösterreich wegen der nicht 
geschehenen Abdankung des kaiserlichen Kriegsvolkes gleichgiltig 
bleiben. Mochte es gleich der Kaiser selbst nicht befehlen, dass 
dasselbe über diese Länder herfallen sollte, so war’s doch möglich, 
dass es, vom Hunger überwältigt, in voller Verzweiflung ein Wage 
stück unternehmen und sich dorthin begeben könnte, wo es Lebens 
mittel antreffen würde. Da sich zugleich der nicht so ganz 
ungegründete Ruf verbreitete, dass der Kaiser seinem Kriegsvolke 
Tirol zum ferneren Quartiere sollte anweisen wollen, so musste der 
Erzherzog Maximilian, sowie der Erzherzog Ferdinand, durch dessen 
Land, nämlich Steiermark, der Zug nach Tirol gehen sollte, eben 
falls dafür sorgen, dass ihre Unterthanen nicht in ein Verderben 
geriethen, wozu sie doch dem Kaiser keineswegs Anlass gegeben 
hatten. 
Anfangs theilten sich diese Herren gegenseitig ihre Bedenk 
lichkeiten über das Passauer Volk mit; als die Gefahr zunahm, 
machten sie nähere Schritte zu einem allgemeinen Bündnisse, um 
Gewalt mit Gewalt abtreiben zu können. Eigentlich war es der 
Erzbischof von Salzburg, der diesen Gedanken am ersten auffasste, 
den Plan dazu entwarf und das ßundesgeschäft in Gang zu bringen 
suchte. Die zwischen ihm und dem Herzoge von Baiern, dann 
auch den beiden Erzherzogen Maximilian und Ferdinand und end 
lich unseren Landständen gewechselten Schriften geben uns ganz 
neue Aufschlüsse über den Gang der damaligen Ereignisse und 
verdienen daher unsere Aufmerksamkeit. 
Am 15. November erliess der Erzbischof ein Schreiben an 
den Landeshauptmann in Linz, in welchem er ihn und die Land 
stände auf die Ungelegenheiten aufmerksam machte, welche den 
benachbarten Ländern daraus leicht entspringen könnten, dass die 
kaiserlichen Räthe sich der Abdankung des Passauer Volkes wider 
setzen. Ihre Absicht gehe dahin, die Truppen nach Salzburg zu 
verlegen, welches der Graf Althann als kaiserlicher Abgesandter 
von dem Erzbischöfe verlangte; dieser habe ihm aber sowohl das 
verlangte Quartier als auch den Durchzug nach Tirol versagt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.