Volltext: Kulturgeschichtliche Bilder vom Abersee

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Aber nicht nur auf dem Wasser, auch zu Lande hat die Unklar 
heit der Grenzen zu Reibungen geführt. Zunächst auf dem Schafberg, 
wv Österreich die Grenze der Wasserscheide nach von West nach Ost 
über den Gipfel führte, während die Hüttensteiner Riegung den ganzen 
Gebirgsstock bis an das Ufer des Mondsees hinab dem Erzstift zu 
schrieb. Der Schiedsspruch von 1689 gab Salzburg Recht. Bis dahin 
aber war die Frage strittig. Im Jahre 1565 — eben um die Zeit, 
da Österreich die Herrschaft Wildenegg aus der salzburgischen Pfand 
schaft zurückkaufte, und dies ist wohl kein Zufall — erschien plötzlich 
auf der Spitze des Schafbergs eine weithin sichtbare Fahne mit dem 
kaiserlichen Wappen. Die Wolfganger hatten sie dort aufgepflanzt?) 
Wahrscheinlich geschah es im Auftrag oder wenigstens niit Zustimmung 
des Pflegers von Wildenegg. Es sollte damit der Anspruch Österreichs 
in Erinnerung gebracht werden. Erzbischof Johann Jakob sandte eine 
Kommission aus mit der Weisung, sie sollte, falls sie finden würde, 
daß die Fahne unzweifelhaft auf salzbnrgischem Gebiete stehe und der 
von Wildenegg sich weigerte, sie wegzunehmen, eine salzburgische 
Fahne daneben setzen?) Es zeigte sich, daß das österreichische Wahr 
zeichen unstreitig auf salzbnrgischem Boden stand. Ob das Erzstift 
mit seinem Einspruch Erfolg hatte und wie die Sache ausging, wissen 
wir nicht. Das ist auch nebensächlich. Die Geschichte zeigt nur wieder, 
mit welchem Eifer sich die Wolfganger für die prätendierte Mondseer 
Grenze einsetzten. 
Die Durchführung von Verbrechern durch fremdes Gebiet war 
immer und überall von der Bewilligung der fremden Obrigkeit ab 
hängig. Nur in Wildenegg glaubte man sich den: benachbarten Erz 
stift gegenüber von dieser Verpflichtung frei. Es war eben zur Zeit, 
da man sich dort an Grenzübergriffen nicht genug tun konnte, im 
Jahre 1614, als der Pfleger Blässing von Wildenegg zwei Malefiz 
verbrecher in Band und Eisen unter starker Bedeckung über den See 
nach Fürberg und von da zwischen den Bergen hindurch nach Mondsee 
bringen ließ, ohne nach Hüttenstein auch nur eine Meldung zu schicken?) 
Es war eine aufgelegte Verletzung der salzburgischen Landeshoheit. 
r ) Bericht der Kommission, abgedruckt im Anhang, Beilage Nr. 11, S. 110. 
2 ) Memorial für den salzburgischen Kommissär Dr. Simon Panrs. Un 
datiert, doch sicher vom 17. August 1565. 
3 ) Pfleger Reherzhaimer an das Hofgericht ddo. 25. Juni 1614. 
Grenzstreit 
auf dem 
Schafüerg. 
Durch 
führung aus 
ländischer 
Verbrecher.
	        
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